Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Unter 30 Jahren ist das Risiko dafür zwar verschwindend gering. Wenn Mutter oder Tante die Diagnose bekommen, steht aber trotzdem die Frage im Raum: Wird es auch mich treffen?
Die weibliche Brust besteht im Wesentlichen aus Drüsen- und Fettgewebe. Manchmal aber können sich dort auch Krebszellen bilden. Gut, wenn man das frühzeitig entdeckt. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt, sich vorsorglich untersuchen zu lassen? Dafür gibt es genaue Empfehlungen. Bei einem besonderen Risiko für Brustkrebs, zum Beispiel bei einer familiären Vorbelastung, gelten noch einmal eigene Regeln.
Das erste Mal: Wann zum Frauenarzt?
Keine Sorge: Mit deinem ersten Besuch beim Gynäkologen kannst du dir ruhig Zeit lassen. Wenn du noch keinen Geschlechtsverkehr hast, du nicht unter Regelschmerzen leidest oder Probleme wie Ausfluss oder Juckreiz hast, kannst du damit noch warten. Die meisten jungen Frauen entscheiden sich für ihren ersten Frauenarzt-Besuch erst dann, wenn sie sich die Pille verschreiben lassen wollen oder das Bedürfnis haben, mehr zum Thema Sex und Verhütungsmittel zu erfahren. Auch wenn du dich vor möglichen Krankheiten fürchtest, sind Frauenärzte eine gute Adresse – und natürlich vor allem dann, wenn du das Gefühl hast, dass irgend etwas mit deiner Brust nicht stimmt.
Bei der Vorsorge-Untersuchung tastet der Arzt oder die Ärztin deine Brust nach Knoten ab. Lass dir die Technik genau zeigen. Dann kannst du die Untersuchung zu Hause selbst einmal im Monat durchführen: Die Tage unmittelbar nach deiner Regel eignen sich dafür am besten. Wenn du deine Brust selbst abtastest, lernst du, deinen Körper bewusster wahrzunehmen – er wird dir vertrauter. Der Vorteil dabei ist, dass du Veränderungen schneller und früher aufspürst.
Ab dem zwanzigsten Lebensjahr ist es ohnehin vorgesehen, einmal im Jahr bei Frauenärzten zur allgemeinen Vorsorgeuntersuchung zu gehen. Für Mädchen bzw. Frauen, die mit der Pille verhüten, sind sogar zwei Termine pro Jahr zur Vorsorge empfehlenswert. Und ab dem 30. Lebensjahr gehört die jährliche Tastuntersuchung der Brust zur gesetzlichen Brustkrebsvorsorge.
Brustkrebs in der Familie: Ist das ein erbliches Risiko?
Junge Frauen zwischen 20 und 29 erkranken nur ganz selten an Brustkrebs. Ganz zu schweigen von jungen Mädchen in deinem Alter. Deshalb gibt es für sie auch keine speziellen Brustkrebs-Früherkennungs-Untersuchungen wie beispielsweise für 50- oder 60-Jährige. Das durchschnittliche Alter, in dem die meisten Frauen an Brustkrebs erkranken, liegt bei 64 Jahren.
Sind jedoch in einer Familie bereits mehrere Frauen wie Mutter, Schwester, Großmutter und Tante oder ein besonders junges Familienmitglied an Brustkrebs oder Eierstockkrebs erkrankt, kann das ein Hinweis auf eine erbliche Vorbelastung sein: Dann besteht ein erhöhtes Risiko, dass man in dieser Familie bestimmte Veränderungen im Erbmaterial erbt und auch früher an Krebs erkrankt. Das heißt, bestimmte Gene sind so verändert, dass sie Brustkrebs auslösen können – ein spezieller Fehler im erblichen Bauplan der Zellen. Wer ein solches erhöhtes Brustkrebsrisiko geerbt hat, muss sich besonders regelmäßig und intensiv untersuchen lassen. Das erhöht die Chance, einen möglichen Krebs rechtzeitig zu entdecken, zu behandeln und damit die Heilungschancen zu vergrößern.
Um herauszufinden, ob man tatsächlich Brustkrebsgene geerbt hat, kann man dann einen Gentest machen. Dafür gibt es besondere Beratungs- und Brustkrebszentren in Deutschland: Sie sind auf diesen erblichen Brust- und Eierstockkrebs spezialisiert. Der Test hat allerdings erst ab dem 25. Lebensjahr Sinn und es darf ihn auch nicht jeder machen. Der Verdacht auf ein solches Risiko muss gut begründet sein. Frage im Zweifel deinen Frauenarzt oder deine Frauenärztin um Rat.
Müssen dann meine Brüste und Eierstöcke entfernt werden?
Vielleicht erinnert ihr euch noch an die Schlagzeilen, als die Schauspielern Angelina Jolie sich wegen des mutierten BRCA1-Gens vorsorglich beide Brüste und die Gebärmutter entfernen ließ. Wenn sicher nachgewiesen ist, dass man eine Genveränderung geerbt hat, kommt irgendwann die Frage auf einen zu, ob man sich vorbeugend beide Brüste entfernen lassen soll. Diese “vorsorgliche Mastektomie” – so der Fachausdruck dafür – kann das Risiko eines Brustkrebses quasi auf Null senken. Oftmals raten Experten dann auch dazu, die Eierstöcke gleich mit zu entfernen, denn auch dieser Krebs ist vererbbar und hängt damit zusammen.
Doch eine solche Operation hat sehr tiefgreifende Folgen, die man als junger Mensch weder ganz voraussehen noch einordnen kann. Ob der tatsächliche Nutzen größer ist als der mögliche Schaden, ist auch eine sehr persönliche Frage. Und sie ist nicht einfach zu beantworten. In diesem Fall wird man immer von Fachärzten beraten. Für diese Entscheidung besteht zum Glück erstmal kein Zeitdruck.
Wer also befürchtet, ein erbliches Risiko für Brustkrebs zu haben, sollte das unbedingt mit seinem Frauenarzt oder seiner Frauenärztin besprechen. Dann ist eine engere Brustkrebsvorsorge wichtig. In allen anderen Fällen reicht die übliche Routineuntersuchung.
Wenn du Fragen zum Thema hast, helfen dir unsere Fachleute von Clarimedis weiter. Der medizinische Informationsservice AOK-Clarimedis ist rund um die Uhr telefonisch zu erreichen. Du kannst uns auch gerne eine DM bei Instagram schreiben.