Oben ohne mal anders: No-Bra heißt der Trend, bei dem Mädchen und Frauen keinen BH tragen. Warum das mitunter für Diskussionen sorgt und ob aus gesundheitlicher Sicht etwas dagegen spricht – wir haben die wichtigsten Fakten.
Was ist der No-Bra-Trend?
Einfach mal den BH weglassen? Was auf den Laufstegen der Designer schon länger völlig normal ist, hat Einzug in unseren Alltag gehalten. Immer mehr Mädchen und Frauen tragen keinen BH. Sie feiern auf Social Media die Freiheit ohne Büstenhalter und zeigen sich völlig selbstverständlich „oben ohne“. Doch No-Bra ist mehr als ein Fashiontrend. Es geht auch darum, gängige Schönheitsideale zu hinterfragen, sich von (überholten) gesellschaftlichen Normen zu emanzipieren und für mehr Körperakzeptanz zu kämpfen. Das Motto lautet: Brüste sind etwas ganz Normales und müssen nicht versteckt werden – ganz gleich, welche Form sie haben.
Warum sorgt der No-Bra-Trend für Diskussionen?
Wer Brüste hat, trägt einen BH – mit dieser „Regel“ sind viele Frauengenerationen vor euch aufgewachsen. Deshalb finden gerade sie es nun auch oft merkwürdig, wenn Mädchen und Frauen keinen BH tragen. Denn obwohl sie etwas ganz Natürliches ist, wird die weibliche Brust in unserer Gesellschaft immer noch stark sexualisiert. Ein Mann oben ohne im Schwimmbad? Völlig normal. Eine Frau? Bislang unerwünscht. Langsam tut sich hier aber etwas: So dürfen Frauen in Berlin, Hannover und Göttingen jetzt auch oben ohne ins öffentliche Frei- oder Stadtbad.
Das Bild vom perfekten Busen
Bis heute hält sich das Schönheitsideal von perfekt runden Brüsten, die aufrecht stehen. Wer sie nicht hat, muss eben einen BH tragen und die Brüste damit in Form bringen. So denken immer noch viele Menschen. Mit all dem will die No-Bra-Bewegung aufräumen. Mädchen und Frauen möchten sich nicht mehr vorschreiben lassen, wie sie ihren Körper in der Öffentlichkeit zu zeigen haben. Übrigens: Ganz neu ist das nicht. Schon in den 1970 Jahren protestierten deutsche Feministinnen gegen den BH – indem sie ihn demonstrativ wegließen.
Was bringt es, keinen BH zu tragen?
Neben den emotionalen Gründen verzichten viele Mädchen und Frauen auf einen BH, weil es bequem ist und sich befreiend anfühlt. Denn gerade Bügel-BHs können, wenn sie nicht gut sitzen, einengen oder sogar zu Druckstellen führen. Dass der Busen nach und nach straffer wird, wenn du keinen BH trägst, ist hingegen ein Mythos. Bis heute gibt es keine aussagekräftigen wissenschaftlichen Untersuchungen, die das belegen. Auch der Mythos, Bügel-BHs könnten Brustkrebs verursachen, weil sie Lymphbahnen einklemmen, ist falsch.
Ist es schlecht für die Haltung, keinen BH zu tragen?
BHs stützen die Brust. Bei größeren Brüsten kann das Tragen eines BHs daher angenehmer sein, weil der BH etwas vom Gewicht der Brüste mitträgt. Ein Muss ist ein BH aus medizinischer Sicht aber nicht. Einzig beim Sport raten viele Ärzte dazu, einen gut sitzenden Sport-BH zu tragen, denn einige Sportarten wie Joggen belasten das Bindegewebe stark. Das kann sich, gerade bei größeren Brüsten, unangenehm anfühlen und sogar richtig schmerzhaft sein. Generell gilt: Höre auf dein Körpergefühl und schaue, was dir guttut.
Was passiert, wenn man eine Woche keinen BH trägt?
Hängen Brüste schneller, wenn man längere Zeit keinen BH trägt? Die Antwortet lautet: nein! Die Brust „leiert“ nicht aus, wenn du keinen BH trägst. Dass manche Brüste hängen, hat einen anderen Grund: Je älter eine Frau wird, desto mehr verlieren das Bindegewebe und die Haut an Elastizität. Das ist völlig normal. Bei großen Brüsten ist das meist stärker zu sehen als bei kleineren Brüsten. Aufhalten kannst du den Prozess nicht – auch nicht durch das Tragen eines BHs.
No-Bra „light“ mit Nipple Covern
Ohne BH können sich die Brustwarzen durch den Stoff der Kleidung abzeichnen. Das sollte dich nicht davon abhalten, No-Bra auszuprobieren, wenn du das möchtest. Brustwarzen sind wie die Brust selbst etwas völlig Normales. Falls du dich unwohl fühlst, kannst du Nipple Cover nutzen, eine Art Aufkleber, die die Brustwarzen abdecken. Sie sind praktisch, werden aber auch kritisch gesehen, weil sie verschämt etwas verdecken, was ganz natürlich zur Brust gehört. Doch wie für BHs gilt auch für Nipple Cover: Du entscheidest, womit du dich wohl fühlst und was du trägst. Und wer weiß: Vielleicht ist No-Bra schon bald das neue Normal – mit allem, was dazu gehört.