Glutenfreie Lebensmittel liegen im Trend. Doch für wen ist der Verzicht auf Gluten sinnvoll und was ist überhaupt Zöliakie? Wir klären die Facts rund um die glutenfreie Ernährung.
Was ist Gluten?
Gluten ist ein Klebereiweiß, das unter anderem in Weizen, Dinkel, Roggen, Hafer, Gerste und Grünkern enthalten, aber auch in vielen verarbeiteten Lebensmitteln zu finden ist. Glutenfreie Lebensmittel sind zwar gerade angesagt, doch es handelt sich nicht nur um einen Instagram-Hype. Für manche Menschen ist der Verzicht auf Gluten sogar lebensnotwendig, vor allem, wenn sie an Zöliakie leiden. Aber auch bei einer Glutensensitivität oder einer Weizenallergie sollte man zumindest teilweise auf Gluten verzichten.
Was ist Zöliakie?
Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung des Magen-Darm-Trakts. Sie äußert sich in einer chronischen Entzündung der Darmschleimhaut im Dünndarm. Der Körper bildet bei dieser Krankheit als Reaktion auf das Gluten Antikörper, die das eigene Immunsystem angreifen und die Darmzotten zerstören. Die Darmzotten sind Falten, mit denen der Darm ausgekleidet ist. Sie dienen dazu, eine möglichst große Oberfläche für die Nährstoffaufnahme zu bieten. Wenn Zöliakie Patienten Gluten zu sich nehmen, entzündet sich die Darmschleimhaut und die Zotten bilden sich zurück. Damit verringert sich auch die Oberfläche, wodurch nicht mehr genügend Nährstoffe aufgenommen werden können.
Zu den Symptomen der Erkrankung gehören Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung, Bauschmerzen, Müdigkeit, Schlappheit, Blähungen, Eisenmangel und schwere Durchfälle. Sie können jedoch variieren und unterschiedlich stark auftreten. Häufig bleibt Zöliakie lange unerkannt, weil andere, untypische Symptome auftreten. Ein ungeklärter Eisenmangel oder Knochen- und Gelenkschmerzen können Anzeichen sein.
Meistens treten mehrere der Symptome gleichzeitig auf. Einige Betroffene haben jedoch nur minimale Beschwerden. Zöliakiepatienten leiden zudem häufig an Abgeschlagenheit und Nährstoffmangel. Der Nähstoffmangel kann zu weiteren Beschwerden führen, ein Zinkmangel kann beispielsweise Hautausschläge verursachen. Im Zusammenhang mit Zöliakie kann es außerdem zu neurologischen Problemen wie Depressionen oder Migräne kommen.
Diagnose Zöliakie
Besteht der Verdacht auf Zöliakie führt der Arzt zunächst einen Bluttest durch. Daraufhin folgt eine Magenspiegelung und dem Patienten werden Gewebeproben entnommen. Durch die Gewebeproben lässt sich gegebenenfalls eine Schädigung der Darmschleimhaut erkennen. Die Diagnose Zöliakie ergibt sich schließlich aus dem Gesamtbild der Symptome, Antikörpern im Blut, der Untersuchung (Biopsie) der Gewebeproben und einer Verbesserung der Symptome bei glutenfreier Ernährung.
Zöliakie ist eine lebenslange Diagnose, also nicht heilbar. Die Symptome kann man in den Griff bekommen, indem man sich lebenslang strikt glutenfrei ernährt. Dazu muss man sich gründlich mit den Lebensmitteln beschäftigen, denn nicht nur Brot und Teigwaren, die aus Weizen bestehen, enthalten Gluten. Auch in vielen verarbeiteten Lebensmitteln, wie Brotaufstrichen, Soßen oder sogar Getränken, ist Gluten enthalten. Selbst Lebensmittel, in denen nur Spuren von Gluten enthalten sind, sind für Zöliakiepatienten nicht geeignet. Wichtig ist allerdings, dass man bei einem Verdacht auf Zöliakie die Ernährung nicht selbst umstellt, wenn die Tests beim Arzt noch nicht abgeschlossen sind, da die Ergebnisse sonst verfälscht werden könnten.
Wie Zöliakie entsteht, ist noch nicht umfassend geklärt. Erbliche Faktoren spielen eine wichtige Rolle, aber auch das Immunsystem, Infektionen, die Ernährung und Umwelteinflüsse scheinen die Krankheit zu beeinflussen.
Die Unterschiede zur Weizenallergie und Glutensensitivität
Weizenallergie und Zöliakie sind zwei verschiedene Erkrankungen, die auch unterschiedlich behandelt werden müssen. Bei einer Weizenallergie wird eine allergische Reaktion durch weizenhaltige Nahrung ausgelöst. Betroffene leiden unter allergischen Reaktionen der Haut, Atembeschwerden, Schwellungen und Jucken von Mund, Nase, Augen und Rachen, oder auch Beschwerden im Magen-Darm-Trakt. Die Krankheit macht sich meist schon im Kindesalter bemerkbar. Für die Betroffenen reicht es nicht aus, auf Gluten zu verzichten, denn auch in glutenfreien Produkten kann in manchen Fällen Weizenstärke enthalten sein. Mit einem Haut- oder Bluttest wird die Allergiebereitschaft für Weizen getestet, eine Allergie kann damit jedoch nicht nachgewiesen werden. Dazu kann in der Folge unter strenger ärztlicher Kontrolle die Reaktion auf Weizenprotein getestet werden.
Eine weitere Erkrankung, die im Zusammenhang mit Gluten in Erscheinung tritt, ist die Glutensensitivität. Dabei handelt es sich um eine Überempfindlichkeit gegenüber Gluten. Die Symptome ähneln jenen einer Zöliakie, doch sie treten in der Regel schwächer auf und gehen seltener mit Durchfällen einher. Allein anhand der Symptome sind Glutensensitivität und Zöliakie jedoch nicht voneinander zu unterscheiden. Bislang kann Glutensensitivität nur als Ausschlussdiagnose gestellt werden. Wenn keine Zöliakie typischen Antikörper im Blut gefunden werden, keine Veränderung der Darmschleimhaut zu erkennen ist und eine Weizenallergie ausgeschlossen werden kann, aber sich die Symptome bei glutenfreier Ernährung bessern, geht man von einer Glutensensititviät aus.
Glutensensititvität kann auch nach einer längeren Phase der glutenfreien Ernährung wieder verschwinden. Teilweise reicht es sogar aus, einfach nur weniger Gluten zu sich zu nehmen. Stark behandeltes Getreide steht im Verdacht Glutensensitivität zu verursachen, da viele alte Getreidesorten, wie Einkorn, Emmer oder Kanut, bei Glutensensitivität häufig vertragen werden, obwohl sie auch Gluten enthalten.
Glutenfreie Ernährung für alle?
Für gesunde Menschen hat eine glutenfreie Ernährung keine nachgewiesenen Vorteile. Es ist also nicht nötig auf Gluten zu verzichten, wenn es dazu keinen medizinischen Grund gibt. Bei häufigen Magen-Darm-Beschwerden oder anderen Reaktionen auf Lebensmittel, sollte man die Ursache jedoch unbedingt von einem Arzt abklären lassen. Denn auch andere Allergien und Krankheiten, wie beispielsweise Intoleranzen gegenüber Fruktose, Laktose oder Histamin, können ähnliche Symptome auslösen. Um die Beschwerden in den Griff zu bekommen und langfristig eine Verschlechterung der Krankheit zu vermeiden, ist es wichtig, die Ursache der Symptome zu kennen.