Bodyshaming ist kein neues Phänomen, wird aber durch soziale Medien zusätzlich befeuert. Warum es Menschen krank macht und was wir dagegen tun können.
Brillenschlange, Fettsack, Bohnenstange, Karottenkopf – zu allen Zeiten wurden Menschen wegen ihres Aussehens diskriminiert und beleidigt. Doch was früher schlimmstenfalls auf dem Schulhof stattfand, hat heute einen neuen Namen und durch die sozialen Medien eine viel größere Reichweite: Bodyshaming ist die Diskriminierung und Beleidigung von Menschen aufgrund ihres Körpers (engl. to shame = beleidigen, beschämen). Wer nicht den „gängigen“ Schönheitsidealen entspricht, wird öffentlich abgewertet, angefeindet oder gemobbt und ausgegrenzt. Am häufigsten trifft es übergewichtige Mädchen und Frauen – aber auch dünne, große, kleine, alte und behinderte Menschen gehören zu den Opfern. Ob im Netz oder im richtigen Leben, ob spitze Bemerkungen, plumpe Beleidigungen oder massives Mobbing – all das tut einfach weh!
Bist du dein größter Bodyshamer?
Wie gemein Bodyshaming ist, hast du vielleicht selbst schon erfahren müssen. Du fühlst dich einfach schlecht, dein Selbstbewusstsein ist im Keller. Kommt das öfter vor, wird die Kritik von außen irgendwann so stark verinnerlicht, dass sich die Betroffenen ständig selbst abwerten. Sie werden immer unzufriedener mit sich und ihrem Körper – bis sie schlussendlich selbst zu ihrem größten Bodyshamer geworden sind. Bodyshaming kann sogar richtig krank machen: Mögliche Folgen sind Depressionen, Ängste und Essstörungen, manche Mobbingopfer denken sogar daran, sich das Leben zu nehmen.
Hinter Bodyshaming stecken unrealistische Ideale
„Das ist doch krank“, denkst du jetzt vielleicht. Fakt ist: Wir leben in einer Gesellschaft, die es uns schwer macht, uns selbst zu lieben. Wir oder andere setzen uns enorm unter Druck, um einem scheinbaren Idealbild zu entsprechen, das vor allem durch die Medien gepusht wird. Doch ob GNTM, Netflix oder Beauty-Magazine – was uns die Medien als „normal“ vorgaukeln, ist unrealistisch, stark bearbeitet oder zumindest das Ergebnis sehr harter Arbeit. Auch Insta, TikTok und Co. beeinflussen das Bild, das wir von uns selbst haben, ganz erheblich (Stichwort: Beauty-Filter). Glücklich macht uns das nicht – im Gegenteil. Wer von euch hat noch nie sein Profilbild nachgebessert, um schöner, schlanker oder sportlicher auszusehen und bessere Haut zu haben?
Vorsicht mit „gutgemeinten“ Ratschlägen
Kein Wunder, dass man so kritisch nicht nur sich selbst, sondern auch anderen gegenüber ist. Und mal ganz ehrlich: Hast du wirklich noch nie jemanden wegen seines Aussehens beleidigt, schlecht über ihn oder sie geredet oder zumindest unschöne Dinge gedacht?
Häufig passiert das gerade dann, wenn wir selbst besonders unzufrieden mit uns sind. Wenn wir auf andere herabschauen, sie kritisieren oder schlecht machen, fühlen wir uns durch das Lästern irgendwie besser. Das ist weder cool noch erstrebenswert – aber leider eben menschlich.
Übrigens können auch scheinbar harmlose Kommentare und „gutgemeinte“ Ratschläge wie „Hast du zugenommen?“, „mach doch mehr Sport“ oder „probier‘ mal diese Diät“ großen Schaden anrichten. Schließlich suggerieren sie, dass der andere nur zu faul oder zu willensschwach ist, um abzunehmen. Das bewirkt fast immer das Gegenteil und ist auch noch falsch. Zumindest die Adipositas, also die starke Fettleibigkeit, ist eine anerkannte chronische Krankheit. Betroffenen können sie oft nicht selbst behandeln. Auch wer nicht krankhaft überwichtig ist, sondern einfach ein paar Pfund zu viel auf die Waage bringt, ist mit dem Abnehmen oft überfordert.
Gesunde Gegenreaktion
Zum Glück gibt es mittlerweile gesunde Gegenbewegungen: Menschen, die nicht der „Norm“ entsprechen, beginnen ihr „Anders-Sein“ zunehmend zu akzeptieren. Initiativen wie die Body Positivity Bewegung ermutigen uns, jedem Körper mit Respekt zu begegnen – auch unserem eigenen. Schließlich sind alle Menschen gleich wertvoll, und wir können nicht von der Körperform auf den Charakter schließen. Folglich sollten Körper weder auf- noch abgewertet, Menschen nicht aufgrund körperlicher Merkmale diskriminiert werden.
Body Positivity setzt auf Selflove und ermutigt uns, mit unserem zwar nicht perfekten, aber immerhin einzigartigen Körper ins Reine zu kommen und Frieden mit unseren „Problemzonen“ zu schließen. Denn wenn wir trotz vermeintlich zu dicker Oberschenkel selbstbewusst unsere Hotpants tragen, haben wir es geschafft, der Bodyshaming-Falle zu entkommen – und fühlen uns richtig gut!
Schon gewusst? Es gibt neben der Body Positive Bewegung noch einen anderen Ansatz: Body Neutrality. Was das bedeutet, erfährst du in diesem Insta-Post:
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Strategien gegen Bodyshaming
- Der Kampf gegen Bodyshaming beginnt immer bei dir selbst: Wer mit sich im Reinen ist und ein starkes Selbstwertgefühl besitzt, hat nicht das Bedürfnis, über andere zu urteilen. Stattdessen wirst du jedem Körper mit Respekt begegnen und akzeptieren, dass Menschen unterschiedlich sind.
- Sobald du wieder mal schlecht über dich denkst, frag dich, ob du deiner besten Freundin oder deinem besten Freund gegenüber auch so kritisch sein würdest. Du musst keinem Ideal entsprechen, sondern bist in Ordnung, so wie du bist!
- Wenn du von anderen komisch angesprochen oder kritisiert wirst, nimm ihnen den Wind aus den Segeln, indem du zum Beispiel sagst: „Vielen Dank für deine Meinung“.
- Lass dir (nicht wörtlich gemeint) ein dickes Fell wachsen. Nicht alle Sprüche kann man verhindern – die muss man dann einfach an sich abprallen lassen. Gerade online trauen sich Menschen oft, gemeiner zu sein, als sie es in Real Life wären: Nimm solche Kommentare nicht ernst. Und blockiere die Person, wenn es zu heftig wird.
- Wenn dich das Bodyshaming stark belastet – egal ob es von dir selbst oder von anderen ausgeht – solltest du mit jemandem darüber reden. Zum Beispiel mit deinen Eltern, einer Lehrkraft/ Vertrauenslehrer oder einer Psychologin.
- Genau wie bei Mobbing: Schau nicht weg, wenn du Zeuge von Bodyshaming wirst, und lass es vor allem nicht unkommentiert. Manchmal reicht es schon, zwischen all den Hass-Kommentaren eine freundliche Nachricht zu hinterlassen.
Tschüss Bodyshaming, Hallo Selflove
Es ist leichter gesagt als getan: „Liebe dich doch einfach selbst, dann kann dir niemand mehr etwas anhaben.“ Kaum jemand ist wirklich so mit sich im Reinen, dass das easy peasy funktioniert. Aber: Wir sind überzeugt, dass jede:r stolz auf den eigenen gesunden Körper sein kann. Und Selbstbewusstsein lässt sich trainieren! Ein Mini-Step für den Anfang: Lächle dich immer an, wenn du an einem Spiegel vorbeiläufst. Und denk dran, du bist es dir wert. Unser Motto: Be you. Be true und Be yourself.