Magersucht ist ein schwer zu durchbrechender Teufelskreis, von dem hauptsächlich junge Frauen, doch zunehmend auch Männer betroffen sind. vigozone hat mit Lara (24, Name geändert) gesprochen. Sie war magersüchtig und hat es nach drei Jahren Kampf geschafft, die Krankheit hinter sich zu lassen.
Lara, wie bist du magersüchtig geworden?
Das ging ziemlich schleichend. Ich habe weniger gegessen, habe abgenommen und viel Lob dafür bekommen. Dann habe ich mich immer mehr mit Ernährung auseinandergesetzt und immer weiter versucht, noch mehr abzunehmen. Irgendwann wusste ich dann nicht mehr, wie richtige Ernährung geht und habe mir eingeredet, keine süßen oder fetten Lebensmittel mehr zu mögen. Meine Ernährung war sehr eingeschränkt.
Wie hast du dich ernährt?
Ich habe mich sehr viel mit Essen beschäftigt, Kalorien gezählt und ständig überlegt, was ich wann und wie viel essen kann und darf. Wenn ich „zu viel“ gegessen habe, habe ich mich total schlecht gefühlt und konnte mich nur beruhigen, wenn ich an anderer Stelle gespart habe, zum Beispiel mit dem Ausfall einer anderen Mahlzeit. Ansonsten habe ich fast nur noch Obst und Gemüse gegessen. Zum Frühstück gab es ein halbes trockenes Brötchen. Eigentlich hat der Gedanke an Essen meinen Tag bestimmt. Trotzdem habe ich nicht gemerkt, dass ich magersüchtig bin.
Was hast du getan, um deine Essstörung geheim zu halten?
Ich habe viel unternommen, und so ist es vielen Leuten nicht aufgefallen. Sie haben gesehen, dass ich gut in Gemeinschaft esse. Was sie nicht mitbekommen haben, war, dass ich dann alleine nichts mehr gegessen habe. Wenn jemand Sorge geäußert hat, habe ich gesagt, ich wüsste nicht, warum ich so dünn bin und dass ich alles unter Kontrolle hätte – ja, unter viel zu viel Kontrolle, sodass ich am Ende nur noch 38,5 kg gewogen habe.
Wann hast du gemerkt, dass du magersüchtig bist?
Irgendwann haben sich die Kommentare zu meinem Gewicht gehäuft. Ausschlaggebend war die Sorge meiner Vorgesetzten, die mich schließlich an eine bekannte Therapeutin verwiesen und mich von der Arbeit problemlos freigestellt hat. Zuerst dachte ich, eine Ernährungsberatung würde helfen. Ich habe mich aber mehr oder weniger geweigert, die Richtlinien einzuhalten. Das Problem habe ich dann auch erkannt und war zur Behandlung bereit.
Wie hast du die Magersucht überwunden?
Als ich die Krankheit eingesehen habe, habe ich mich um Klinikplätze beworben und nach drei Wochen einen Platz für einen stationären Aufenthalt bekommen. Im Anschluss daran war ich noch in einer Tagesklinik und in ambulanter Behandlung. Insgesamt habe ich so ein Jahr lang intensive Therapien gehabt und Zeit gefunden, mich mit mir selbst auseinanderzusetzen. So habe ich es geschafft! Meine Familie und meine Freundin waren für mich dabei eine ganz wichtige Unterstützung!