Hautkrankheiten können enorm am Selbstbewusstsein nagen. Blöde Sprüche auch – und Mobbing macht die Haut nicht besser. Die besten Gegenmittel sind Skin-Positivity und gute Vorbilder.
Jede Haut ist anders. Woran liegt das?
Mit ihren Sommersprossen, Falten, Narben, Muttermalen (Sonnenanbeter aufgepasst – Haut-Screening) und Leberflecken ist die Haut so einzigartig wie unsere Persönlichkeit. Vor allem unsere Gene bestimmen, wie unsere äußere Hülle beschaffen ist. Das heißt, fettige, trockene, sensible, robuste, glatte, dunkle oder helle Haut ist angeboren. Aber auch andere Faktoren beeinflussen sie im Laufe des Lebens – positiv wie negativ. Die Sonne zum Beispiel. Wer oft und gerne Zeit in der Mittagssonne chillt, bekommt schneller Falten und Pigmentflecken. Auch Alkohol in rauen Mengen, rauchen, viel Zucker, Milch und Weißmehl tun der Haut nicht gut. Dagegen sind Seefische und viel unterschiedliches Gemüse richtige Anti-Aging-Booster. Wer zur gesunden Ernährung täglich etwa zwei Liter Wasser trinkt, regelmäßig Sport macht, sein Stresslevel niedrig hält und seine Haut entsprechend seines Hauttypus pflegt, hat gute Chancen auf einen langanhaltenden strahlenden Teint. Ohne Beauty-OPs oder Botox
Wie hängen Psyche und Hautprobleme zusammen?
Haut und Psyche sind eng verbunden: Wir werden blass vor Schreck, erröten vor Scham und große Gefühle machen uns Gänsehaut. Emotionen können aber auch an ernsten Hautproblemen beteiligt sein. Ein Beispiel: Ekeln sich Menschen mit Lippenherpes extrem vor etwas, kann das ausreichen, um die typischen Bläschen hervorzurufen.
Forscher einer europäischen Studie erkannten, dass fast jeder dritte Hautkranke auch unter psychischen Problemen leidet. Viele Hautkrankheiten sind zwar genetisch bedingt, aber ob und wann die Erkrankung auftritt und wie schwer sie verläuft, wird auch von der Psyche gesteuert. Unterdrückte Wut kann zum Beispiel zu Nesselsucht führen oder Neurodermitis eine Folge von zu viel Stress sein. In dem Fall sind psychische Faktoren die Ursache. Aber es läuft (leider) auch umgekehrt: So können Pickel im Gesicht, Ausschläge, Ekzeme oder andere optische Veränderungen der Haut bei den Betroffenen zu Scham führen, Unsicherheit auslösen und das Selbstwertgefühl runterziehen.
Was tun bei Mobbing wegen der Haut?
Die Pubertätsakne kann für viele eine große Herausforderung sein. Sie bricht meistens zwischen 10–12 Jahren aus – bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger. Oft sind Gesicht oder auch Rücken und Dekolleté betroffen. Jugendliche mit starker Akne oder anderen Hautkrankheiten wie Schuppenflechte oder Neurodermitis müssen sich oft richtig gemeine Sprüche anhören. Für die Leute, die die fiesen Sachen sagen, mag das „witzig“ sein – für Betroffene fühlt sich das aber ganz anders an. So was geht buchstäblich unter die Haut: Es drohen psychische Probleme und Kontaktängste, die wiederum die Hautprobleme verschlimmern können. Ein Teufelskreis! Mobbing wegen der Haut (oder generell): ein No-Go.
Wenn du betroffen bist, such dir am besten Hilfe, um da wieder rauszukommen. Dein Hausarzt oder Hausärztin sind eine gute erste Anlaufstelle. Übrigens: Warte damit nicht zu lange. Je früher du dich behandeln lässt, umso besser. Wenn du Probleme mit Mitschüler:innen hast und du denkst, die Konflikte nicht selbst lösen zu können, sprich mit einer Vertrauensperson. Das kann dein:e BFF sein, Geschwister, Eltern oder auch ein:e Vertrauenslehrer:in. Überlegt zusammen, wie du dich gegen die Anfeindungen wappnen kannst. Denn: Mobbing ist gar nicht okay – niemand verdient es, zur Zielscheibe zu werden. Du bist nicht schuld an deiner Erkrankung!
Sind Hautkrankheiten ansteckend?
Ja und nein. Krankheiten, die durch Viren verursacht werden, wie Pilz- und Herpesinfektionen, sind ansteckend. Normalerweise sind wir aber mit einer gesunden Haut gut geschützt vor dem Eindringen von Krankheitserregern und vor Hautkrankheiten. Schwächelt die Abwehr, können wir uns infizieren.
Sichtbare Hautkrankheiten, die das gesamte Immunsystem betreffen, sind nicht ansteckend. Schuppenflechte (Fachbegriff: Psoriasis), Nesselsucht, Akne oder Neurodermitis gehören dazu. Die Haut ist hierbei oft trocken, gerötet und schuppig, aber auch nässende Ekzeme können entstehen. Obwohl sie für andere nicht gefährlich sind, lösen diese Krankheiten oft Berührungsängste und Ekel aus. Fühlst du dich jetzt ertappt? Sei dir bewusst, dass du mit Blicken, Sprüchen oder Ignoranz die Betroffenen verletzt und sich dadurch ihre Erkrankung noch verschlimmern kann.
„Nur weil ich anders aussehe, heißt das nicht, dass ich kein Mensch mehr bin. Ich habe immer noch die gleichen Gefühle wie alle anderen. [] Jeder verdient es, freundlich behandelt zu werden.“ Dieser emotionale Insta-Post stammt von der US-Amerikanerin Sara Geurts , die Karriere als Model macht – obwohl sie nicht dem Schönheitsideal entspricht. Sie hat eine angeborene Bindegewebserkrankung, das Ehlers-Danlos-Syndrom (EDS). Dabei erschlafft die Haut viel früher. Sie hat die Haut einer 70-Jährigen – obwohl sie erst 31 ist. Lange versteckte sie ihren Körper unter weiter Kleidung und hasste sich. Umso mehr Applaus für ihren Mut, den sie heute zeigt!
Mehr Gelassenheit durch Skin-Positivity
Wenn die Haut erkrankt, kann auch die Seele enorm leiden. Umso bewundernswerter, wenn Menschen mit starken Hautveränderungen den Spieß umdrehen und ihre vermeintliche Schwäche in eine Stärke umwandeln. Die Haut wird zu ihrem Markenzeichen. Wie bei Winnie Harlow, ein erfolgreiches Model mit der Vitiligo-Krankheit. Ihr Körper kann keine Farbpigmente mehr bilden. Die Folge sind weiße unterschiedlich große Flecken, die auf dem ganzen Körper auftreten können, oft auch symmetrisch. In einem Instagram-Post verrät sie: „Das größte Geheimnis von Erfolg ist der Glaube an sich selbst.” Stimmt! 9,4 Millionen Fans und große Werbe-Kampagnen sprechen ihre eigene Sprache!
Geschundene Haut? Akzeptanz ist wichtig
Die Akzeptanz für sich und sein „Makel“ kann sehr befreiend sein, weiß auch Claire Elizabeth (@claires_psoriasis). Ihr Credo lautet: „Es gibt keine Heilung für Psoriasis, aber die beste Heilung für dich ist Akzeptanz.“ Sich mit aller Kraft gegen die Krankheit zu wehren und „das Problem“ ganz schnell abschaffen zu wollen, erzeugt einen wahnsinnigen Druck bei den Erkrankten. Verstehst du die Hautkrankheit als eine Art Warnsystem des Körpers, kann sie dir sogar nützen. Sie sagt dann „stopp, komm mal klar“ und motiviert dich, die Bremse einzulegen.
Echtes Selbstbewusstsein wirkt stärker als die beste Salbe
Viele Hautkranke sagen, als sie angefangen haben, selbstbewusster mit ihren Beschwerden umzugehen, haben sie ausschließlich positive Reaktionen erhalten. Das wiederum hat sie stark gemacht und die Krankheit sogar verbessert. Dieses Mindset teilt auch Kim Zeidler (@bunterkundegimborly). Sie hat seit 30 Jahren Schuppenflechte. Auf ihrem viel gelesenen Insta-Account redet sie völlig unbefangen darüber. Ihr Motto? „Mach aus dem „ieeehhh!“ ein „oohhhh!“. „Sei und tu mal selbstbewusst. Dann machen die Leute eher ‚Oh wow‘ statt ‚oh je‘. Das gilt übrigens für so ziemlich alles.“ Recht hat sie. Ein bisschen weniger von „was denken die anderen?“ hin zu „Is mir egal, ich fühl mich gut“ würde das Leben ein ganzes Stück leichter machen – vor allem für die Betroffenen.
Makellos? Besser von innen und außen stark!
Egal wie die Haut von Menschen aussieht – das darf niemals ein Grund sein, sie schlecht zu behandeln oder gar zu mobben. Im worst case macht das alles nur schlimmer. Denn Haut und Psyche sind eng miteinander verbunden, das darfst du nicht vergessen. Zum Glück gibt es viele wunderbare Role-Models da draußen, die uns zeigen, dass auch „anders“ natürlich OK ist – und schön!
Wenn du Probleme mit deiner Haut hast, ist unser Team von Clarimedis mit medizinischem Rat für dich da. Sei stark & be yourself!