Wenn sich Eltern scheiden lassen, ist das für alle eine schwierige Situation, natürlich auch für die Kinder. Sie stehen bei der Trennung der Eltern nämlich meist zwischen den Stühlen und wollen beide Elternteile zufriedenstellen. In diesem Fall ist es gut zu wissen, wie man Konflikten nach der Scheidung begegnen kann und wer der richtige Ansprechpartner bei Sorgen und Problemen ist.
Konflikte nach der Scheidung
Eltern versuchen nach einer Scheidung häufig ihr Kind bewusst oder unbewusst auf ihre Seite zu ziehen. Kinder möchten dann gerne eine Lösung finden oder vermitteln. Das kann frustrierend sein und sogar zu Aggressivität oder Angst und Verzweiflung führen. Doch eine Scheidung ist niemals die Schuld des Kindes. Die Eltern sind für die Scheidung verantwortlich und daher auch die einzigen, die eine Lösung für ihr Problem finden können.
Wohnort festlegen
Wenn sich Eltern scheiden lassen, stellt sich auch die Frage, bei wem die Kinder zukünftig wohnen sollen. Allgemein gilt, dass Kinder das Recht haben, in die Entscheidung einbezogen zu werden. Falls ihnen diese Entscheidung besonders schwerfällt, ist es hilfreich sich darauf zu konzentrieren, was objektiv betrachtet sinnvoller ist. Ein Kriterium kann dabei zum Beispiel die Länge des Schulwegs sein. Es ist meist einfacher ein Gespräch über sachliche Inhalte zu führen als über Emotionen.
Kontakt zu beiden Elternteilen
Experten empfehlen nach einer Trennung der Eltern einen klassischen Besuchskontakt herzustellen. Das bedeutet, dass man bei einem Elternteil wohnt, aber regelmäßig bei dem anderen Elternteil zu Besuch ist, zum Beispiel an den Wochenenden oder in einem anderen festen Rhythmus. Auch hierbei sollten jedoch die Wünsche, Sehnsüchte und Ängste der Kinder und Jugendlichen berücksichtigt werden.
Die Eltern und das Jugendamt sind rechtlich dazu verpflichtet, dafür zu sorgen, dass ein Kind zu beiden Eltern Kontakt haben kann. Wenn ein normaler Besuch nicht möglich ist, weil beispielsweise immer heftig gestritten wird, begleitet das Jugendamt den Kontakt.
Streit in der Familie
Häufig kommt es vor oder nach der Scheidung dazu, dass ein Elternteil schlecht über den anderen redet. Auch Großeltern oder andere Verwandte mischen sich teilweise ein. Dann kann man verständnisvoll zuhören, aber auch sagen, wenn es einem zu viel wird.
Sich auf eine Seite zu schlagen oder Ratschläge zu geben ist keine gute Idee. Es ist besser, klar zu äußern, dass man solche Gespräche nicht führen möchte, zum Beispiel: „Ich möchte nicht, dass du in meiner Gegenwart schlecht über Mama/Papa redest. Ihr seid beide meine Eltern und euer Streit hat nichts mit mir zu tun.“
Sowohl Eltern als auch Kinder sollten sich außerhalb der Familie Gesprächspartner suchen, die nicht involviert sind. Bei Kindern können das zum Beispiel Freunde oder Vertrauenslehrer sein.
Auch wenn Eltern traurig sind, darf man übrigens weiterhin ganz normal mit ihnen über Alltägliches reden. Dazu gehören auch Probleme oder mal ein Streit. Nur so kann nach und nach wieder Normalität einkehren, denn auch nach einer Trennung geht das Leben weiter.
Ansprechpartner finden
Wer in seinem Umfeld nach der Scheidung der Eltern keine Gesprächspartner findet, kann Hilfe außerhalb des eigenen Familien- und Freundeskreises suchen. Das ist zum Beispiel bei den Diakonischen Familienberatungsstellen möglich. Dort arbeiten Menschen, die sich mit dem Thema Trennung auskennen und kompetente Hilfestellung leisten können. Diese Beratungsstellen gibt es in ganz Deutschland.
Fremde Hilfe anzunehmen kann im ersten Moment Überwindung kosten, ist aber hilfreich, weil fremde Menschen die Situation völlig objektiv betrachten und trotzdem einfühlsam auf die Probleme eingehen können. Zudem kann man sich bei der Nummer gegen Kummer per Telefon melden. Unter der Nummer 116 111 erreichen Kinder und Jugendliche montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr kostenlos einen Ansprechpartner, mit dem sie anonym ihre Sorgen besprechen können.