Was tun gegen Cyber-Mobbing: JUUUPORT hilft Jugendlichen bei Problemen im Internet

Viele Jugendliche haben bereits Erfahrungen mit Beleidigungen und Bedrohungen im Internet gemacht oder wurden dort bloßgestellt. Wer Opfer des sogenannten Cyber-Mobbings wird, fühlt sich mit der Situation häufig allein. Der Verein JUUUPORT hat es sich zur Aufgabe gemacht, junge Menschen bei Problemen im Internet zu beraten. Marit ist 16 Jahre alt und seit einem Jahr ehrenamtlich für JUUUPORT tätig. Im Interview hat sie uns verraten, was ihre Aufgaben sind und wie man am besten mit Cyber-Mobbing umgehen sollte.

vigozone: Wie funktioniert JUUUPORT?

Marit: JUUUPORT ist eine Internetseite, bei der sich jeder – und das ist ganz wichtig – anonym an uns wenden kann. Gedacht ist das eigentlich für Jugendliche. Manchmal wenden sich auch Erwachsene an uns.

vigozone: Und wer seid ihr?

Marit: Wir Scouts sind eine große Gruppe von Jugendlichen, im Alter von 15 bis 21 Jahren. Wir haben uns ausbilden lassen, um andere Jugendliche bei Problemen im Internet beraten zu können. Dazu gehen wir auch regelmäßig zu Seminaren. Dort bekommen wir Vorträge zu den Themen zu hören, die wir behandeln: zum Beispiel zu Cyber-Mobbing. Außerdem lernen wir, was man dagegen tun kann. Unser Wissen können wir dann bei JUUUPORT an andere Jugendliche weitergeben.

vigozone: Warum bist du bei JUUUPORT dabei?

Marit: Meine Klassenlehrerin war auf einem Seminar, das von einem Medienpädagogen von JUUUPORT gehalten wurde. Sie hat in unserer Klasse gefragt, wer Interesse daran hat mitzumachen. Ich fand das sofort ziemlich gut. Eigentlich wollte ich mit einer Freundin mitmachen, weil ich sonst keinen bei JUUUPORT kannte, die ist dann aber abgesprungen. Ich habe mich dann trotzdem dazu entschlossen. Ich bin sehr froh, dass ich es gemacht habe, weil man eine Menge lernt und es mir viel Spaß macht, anderen zu helfen.

vigozone: Wie kann man sich bei JUUUPORT beraten lassen?

Marit: Man kann völlig anonym eine Anfrage stellen, in der man sein Problem schildert. Wir Scouts versuchen dann, Tipps zu geben oder Ideen vorzuschlagen, wie man aus dieser Situation wieder rauskommen kann. Die Scouts sehen intern die offenen Anfragen. Wenn man sich mit dem Thema auskennt, kann man es übernehmen. Jemand, der eine Anfrage gestellt hat, muss normalerweise nicht länger als 48 Stunden warten, bis er die Antwort bekommt.

vigozone: Was ist das Besondere an JUUUPORT?
Marit: Bei der Beratung unter Jugendlichen ist das Verhältnis anders als mit Erwachsenen. Das Autoritäre fehlt dann, man steht auf gleicher Höhe und kann sich besser in die Situation des anderen einfühlen.

vigozone: Mit welchen Problemen wenden sich die Jugendlichen an euch?

Marit: Das ist natürlich unterschiedlich. Wenn es um Cyber-Mobbing geht, kann zum Beispiel eine Anfrage kommen wie

„Ich hatte Streit mit meiner Freundin und jetzt sind Bilder von mir im Internet gelandet, die ich mit ihr ausgetauscht hatte. Was kann ich dagegen tun?“

oder

„Ich habe einen Account auf Instagram und dort bekomme ich immer schlimme Kommentare und werde regelrecht fertig gemacht. Wie kann ich mich dagegen wehren?“.

Wir bekommen auch allgemeine Anfragen dazu, was man gegen Cyber-Mobbing tun kann. Die kommen dann von Personen, die selbst betroffen sind oder sich einfach für das Thema interessieren.

vigozone: Kommt Cyber-Mobbing häufig zwischen Personen vor, die sich auch persönlich kennen?

Marit: Cyber-Mobbing geschieht auf verschiedenen Wegen. Unter ehemaligen Freunden passiert das auf jeden Fall noch mal auf einem anderen Niveau, weil man zum Beispiel Geheimnisse voneinander kennt. Bei Fremden ist das oberflächlicher, aber natürlich auch verletzend.

Hilfe gegen Cyber-Mobbing

vigozone: Geht Mobbing in der „realen“ Welt mit Cyber-Mobbing einher?
Marit: Das ist unterschiedlich. Es kann natürlich passieren, dass zum Beispiel jemand, der in der Schule gemobbt wird, danach auch weiter im Klassenchat gemobbt wird. Oder andersherum. Es gibt aber auch Orte im Internet wie Foren, in denen man die Menschen nicht persönlich kennt. Dann fällt das Mobbing in der „realen“ Welt von dieser Person natürlich weg. In den meisten Fällen sind Cyber-Mobbing und Mobbing aber miteinander verbunden.

vigozone: Wie helft ihr Jugendlichen, die online gemobbt werden?

Marit: Es ist vor allem wichtig, ihnen bewusst zu machen, dass sie selbst nicht schuld an der Situation sind. Wir sprechen Betroffenen Mut zu und zeigen ihnen auf, dass sich die Situation ändern kann und man da nicht für immer drinsteckt.

vigozone: Was kann man konkret tun, wenn man von Cyber-Mobbing betroffen ist?

Marit: Man sollte sich eine Vertrauensperson suchen, mit der man darüber spricht, damit man nicht allein mit der Situation bleibt. Das können zum Beispiel Eltern, Lehrer, Freunde oder Bekannte sein. Man reagiert am besten, indem man dem, der mobbt, einfach nicht antwortet. Durch Antworten oder Zurückbeleidigen könnte die Situation eher eskalieren und es wird noch schwieriger, damit umzugehen. Natürlich kann man auch Accounts blockieren, sperren oder beim Support der Sozialen Netzwerke melden. Außerdem kann man Beweise sichern, zum Beispiel durch Screenshots, und wenn es ganz besonders schlimm kommt, kann man zur Polizei gehen. Das ist allerdings ein sehr drastischer Schritt und eher dann notwendig, wenn die anderen Maßnahmen nichts bringen.

vigozone: Wann zum Beispiel?

Marit: Das Internet ist kein rechtsfreier Raum. Wenn zum Beispiel das Recht am eigenen Bild verletzt wird und das Bild trotz vorheriger Maßnahmen nicht entfernt wird, vielleicht sogar Nacktfotos verbreitet werden, kann man zur Polizei gehen. Oder auch, wenn es um rassistische Inhalte, Verleumdung oder schwere Beleidigung geht. Jeder muss natürlich abschätzen, wo seine persönlichen Grenzen erreicht sind.

vigozone: Wie beantwortet ihr die Anfragen der Betroffenen?
Marit: Wir beantworten die Fragen schriftlich und bieten den Menschen, die sich an uns wenden, Lösungsvorschläge. Wenn wir Scouts uns bei einem Thema nicht sicher sind, werden wir von Medienpädagogen unterstützt. Haben wir eine Anfrage fertig bearbeitet und abgeschickt, kann derjenige, der sie uns gestellt hat, die Antwort lesen. Entweder ist dem Jugendlichen damit schon geholfen oder der Scout hilft ihm so lange weiter, bis er keine Fragen mehr hat. Auch Scouts stellen manchmal Rückfragen, wenn sie weitere Informationen brauchen, um eine Situation besser zu verstehen.

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vigozone: Was kann man tun, um andere im Internet nicht zu verletzen?

Marit: Man muss immer daran denken, dass auf der anderen Seite kein Computer sitzt, sondern ein Mensch. Daher sollte man sich im Internet auch nicht anders verhalten als im echten Leben. Manchmal beleidigen sich Personen im Eifer des Gefechts. Wir kennen das zum Beispiel von Online-Spielen. Dort wird nicht so sehr darauf geachtet, was man zueinander sagt. Wenn man sich kennt, verzeiht man sich das vielleicht noch eher oder kann es als Spaß verstehen. Aber es gibt natürlich auch Fälle, in denen das bösartig gemeint ist. Beleidigungen sind nicht ok, nur weil sie im Internet stattfinden. Das ist auch noch mal ein Unterschied zu „normalem“ Mobbing. Durch das Internet entsteht eine Distanz, die es dem Mobber leichter macht. Er bekommt die Reaktion des anderen nicht live mit. Manche Menschen scheinen Spaß daran zu haben, andere zu beleidigen und bekommen dabei gar nicht mit, dass das natürlich auch irgendwo ankommt. Die Beleidigung verschwindet ja nicht irgendwo. Es sind echte Menschen, die das trifft.

vigozone: Vielen Dank für das Gespräch.

Marit: Sehr gerne!