Jobbeschreibungen kann man sich überall durchlesen. Aber die Realität sieht dann doch oft anders aus. Deshalb fragen wir heute bei Alexandros nach. Er hat grade seine Ausbildung bei der AOK Rheinland/Hamburg abgeschlossen und möchte, dass auch andere von seinem Beruf erfahren. Denn dieser ist viel spannender als man vermutet, wenn man das Wort Krankenkasse hört.
Alexandros, du hast eine Ausbildung bei der AOK gemacht – Welchen Beruf hast du genau gelernt?
Ich habe die Ausbildung zum Sozialversicherungsfachangestellten gemacht. Das ist sozusagen die Basis-Ausbildung. Damit kann man nach ein paar Fortbildungen bei der AOK eigentlich alles machen.
Wie lange hat die Ausbildung gedauert?
Drei Jahre. Man kann die Ausbildung auch bei der AOK nicht verkürzen, egal mit welchem Schulabschluss man die Ausbildung beginnt. Die internen Lehrgänge sind so getaktet, dass man in dem letzten halben Jahr, in dem man theoretisch verkürzen könnte, noch so viel Stoff lernt, dass das schneller gar nicht ginge.
Wie kamst du auf die Idee, diesen Beruf zu lernen?
2011 habe ich mein Abitur gemacht und dann nach der Schule nicht so genau gewusst, was ich denn mit meinem Leben anfangen soll. Nachdem ich einiges ausprobiert hatte, habe ich mich daran erinnert, dass ich während der Schulzeit ein Praktikum bei der AOK gemacht habe, das mir wirklich Spaß gemacht hat und habe mich über Ausbildungsstellen bei der AOK informiert.
Und warum bei der AOK?
Durch meine Mutter, die auch bei der AOK arbeitet, habe ich überhaupt erst erfahren, dass es den Beruf des Sozialversicherungsfachangestellten gibt. Denn gerade Angestellter bei einer Krankenkasse ist in der Regel kein Beruf, von dem man schon als kleines Kind träumt. Der Grund, aus dem ich mich schließlich beworben habe, war aber auf jeden Fall, dass ich im Praktikum so viele gute Erfahrungen gemacht habe.
Was sind die Voraussetzungen für die Ausbildung?
Die AOK sagt, die Ausbildung ist mit Realschulabschluss machbar. Ich kann tatsächlich nicht sagen, dass ich durch das Abi viele Vorteile in der Ausbildung hatte. Wichtiger sind die Interessen, die man mitbringt.
Welche Interessen sind das?
Man sollte sich für Recht interessieren, weil man in der Ausbildung sehr viel mit dem Gesetz arbeitet. Das Sozialgesetzbuch ist das Buch, mit dem man die drei Jahre der Ausbildung hauptsächlich zu tun hat. Außerdem sollte man ein kommunikativer Typ sein. Man hat schon während der Ausbildung viel mit Kunden zu tun. Es ist wichtig, dass man Spaß daran hat, mit Leuten zu reden und ihnen zu helfen. Auch ein gewisses Einfühlungsvermögen sollten Auszubildende mitbringen. Gerade in der Kundenberatung ist das wichtig.
Welche Aufgaben lernt man während der Ausbildung kennen?
Man durchläuft einmal die komplette AOK. Es gibt drei große Bereiche: Leistungsrecht, Beitragsrecht und Versicherungsrecht. Die AOK ist dementsprechend in Fachabteilungen gegliedert. Einmal geht es darum, welche Leistungen der Kunde bekommen kann, zum Beispiel Hilfsmittel, Therapien, Massagen, Zahnersatz. Außerdem beschäftigt man sich mit den Beiträgen, die gezahlt werden müssen. Sei es bei Studenten, die ihren Beitrag selbst zahlen müssen, oder bei Angestellten, die sich den Beitrag mit dem Arbeitgeber teilen. Dabei gibt es einen Bereich, der sich um die Arbeitgeber kümmert und einen, der sich um die Privatkunden kümmert. Der dritte Baustein ist das Versicherungsrecht, bei dem es aber auch noch einmal ganz viele verschiedene Abteilungen gibt. Es geht dabei zum Beispiel um die Frage, wer überhaupt Kunde bei der AOK werden darf.
Welche Arbeitszeiten haben Auszubildende?
Wir haben eine 38,5-Stunden-Woche, also offiziell 7,7 Stunden pro Tag. Grundsätzlich haben die Auszubildenden aber Gleitzeit, wie die Festangestellten auch. In einen Alltagstrott verfällt man ohnehin nicht, weil man durch die Abteilungswechsel oft etwas Neues sieht. Das hat noch einen Vorteil: Wenn einem die Arbeit in einer bestimmten Abteilung mal nicht so gut gefällt, ist klar, dass das nach ein paar Wochen vorbei ist und man dann wieder in einer anderen Abteilung durchstarten kann.
In der Berufsschule hatten wir Blockunterricht, immer etwa sechs Wochen am Stück. Das Schöne ist, dass man in diesen Wochen nicht arbeiten musste, damit man genug Zeit zum Lernen hatte. Zusätzlich haben wir firmeninterne Lehrgänge in unserem Bildungszentrum, die natürlich auch als Arbeitszeit gelten.
Wie viel verdient man während der Ausbildung?
Das Gehalt steigert sich mit den Ausbildungsjahren. Im ersten Ausbildungsjahr sind es aktuell 971 Euro, im dritten dann 1144 Euro.
Kann man sich schon in der Ausbildung spezialisieren?
In der Ausbildung spezialisiert man sich nicht. Nach jedem Abschnitt wird allerdings geschaut, ob man vielleicht in die Abteilung passt bzw. ob der Auszubildende auch Lust hat, dort später vielleicht einmal zu arbeiten.
Was hat dir besonders gut gefallen?
Wenn man bei der AOK anfängt, kommt man sich vom ersten Tag an wie ein vollwertiger Angestellter vor und muss keine blöden Aufgaben übernehmen. Auszubildende bekommen von Anfang an den kompletten Arbeitsplatz erklärt und haben ganz schnell die Chance, eigenständig zu arbeiten.
Und jetzt mal ehrlich: Was war doof?
Ganz ehrlich: Es gab nichts, was mich wirklich gestört hat. Nur die Berufsschule fand ich häufig nicht so spannend. Bei den Lehrgängen, die wir firmenintern hatten, hat man immer sofort gewusst, wofür man das braucht. In der Berufsschule ist das nicht immer so ganz klar.
Wie sind die Übernahmechancen nach der Ausbildung bei der AOK Rheinland/Hamburg?
Grundsätzlich ist es so, dass im Augenblick noch ein gültiger Tarifvertrag besteht, der eine Übernahme nach der Ausbildung zusichert, für den Fall, dass man jetzt nicht gerade grottenschlecht abschließt. Und dann wird man unbefristet übernommen.
Wie sieht es mit Weiterbildungs- und Karrierechancen aus?
Nach der Ausbildung hat man die Chance sich weiterzubilden. Es gibt zwei Stufen – den Fachwirt und den Betriebswirt, beide bauen aufeinander auf. Der Fachwirt dauert ein Jahr, der Betriebswirt zwei Jahre. Mit dem Betriebswirt erwirbt man auch einen Bachelorabschluss. Die Voraussetzung dafür ist eine gute Abschlussprüfung. Es ist nicht so, dass man die Weiterbildungen immer direkt im Anschluss an die Ausbildung machen kann. Doch wer daran Interesse hat, wird auch grundsätzlich gefördert und hat gute Karrierechancen. Sogar unser aktueller Vorstand war einmal Auszubildender bei der AOK.
Du arbeitest inzwischen in der Abteilung Marketing/Vertrieb im Außendienst. Wie sieht dein Arbeitsalltag jetzt aus?
Von unserem Servicecenter bekomme ich Termine, die in mein Außendienstgebiet, den Düsseldorfer Süden, fallen. Ich besuche Kunden, die Interesse an einem Termin geäußert haben. Morgens bereite ich die Termine vor. Ich schaue, welche Unterlagen ich mitnehme und welche unserer Produkte interessant für den Kunden sein könnten. Vor Ort kann ich den Kunden dann im besten Fall von der AOK überzeugen. Die Kunden sind Privatpersonen oder Firmenkunden. Einen besonderen Service gibt es für Berufsstarter mit dem azubiextraservice. In der Stellenbörse können Ausbildungsplätze von Arbeitgebern kostenlos inseriert werden. Ich bringe den jungen Leuten dann die Zugangsdaten mit und schaue mit ihnen, welche Stellen für sie in Frage kommen und mache mit ihnen ein Bewerbertraining. Natürlich berate ich sie auch zu Versicherungsfragen.
Welchen Tipp hast du für unsere Leser?
Ich kann allen Interessenten nur empfehlen, sich über den Beruf des Sozialversicherungsfachangestellten zu informieren. Die meisten Leute haben keine Ahnung, was wir hier machen. Man denkt bei der Krankenkasse immer an Verwaltung und langweilige Aufgaben, wie Anträge abstempeln, aber im Endeffekt ist es bei uns viel lebhafter als man sich das vorstellt. Wer sich für eine Ausbildung bei der AOK interessiert, kann sich an unsere Kundenberater wenden, die erste Fragen zur Ausbildung beantworten können und dann auch den Kontakt zu dem zuständigen Ausbildungsleiter herstellen. Das sind super tolle Leute, die sich wirklich um die Belange der Auszubildenden kümmern und detaillierte Informationen zur Ausbildung geben können. Die AOK hat aber auch gut strukturierte Karriereseiten im Internet. Die Ausbildungsberufe und ihre Rahmenbedingungen sind dort auch sehr gut beschrieben.