Konflikte in der Ausbildung: Neu in einem Betrieb oder einer Ausbildung und es kommt schon zu Stress? Wie du mit solchen schwierigen Situationen am besten umgehst.
Laut der Umfrage eines Ausbildungsportals gaben 89 Prozent der Azubis an, dass für sie das „Betriebsklima“ im Job am wichtigsten ist. Die gute Nachricht: Jeder kann selbst zu einem positiven Klima im Unternehmen beitragen. Das funktioniert zum Beispiel, indem man es lernt, souverän mit Fehlern umzugehen und Konflikte mit Kolleg:innen zu lösen. Tipps und Tricks:
Sensibel sein mit Verbesserungsvorschlägen
Azubis sollten eigene Ideen stets vorsichtig äußern, am besten verbunden mit einer Frage: „Wäre es möglich, das Ablagesystem etwas anders zu organisieren?“ Dabei nicht vergessen, dass Anfänger:innen oft noch nicht alles überblicken. Außerdem können sich erfahrene Kolleg:innen angegriffen fühlen, wenn Azubis zu fordernd Verbesserungsvorschläge vortragen. Ist die neue Idee gut, wird sie auch angenommen, wenn sie vorsichtig und möglichst konkret formuliert wurde.
Inhaltliche Fragen sofort klären und Konflikte vermeiden
Bei Kolleg:innen und Vorgesetzten führt es schnell zu Unmut, wenn Azubis viele Fehler machen, obwohl sie immer den Eindruck vermitteln, dass sie alles verstanden hätten. Daher gilt: Ist etwas unklar, lieber noch einmal nachfragen. Das vermeidet Fehler und Missverständnisse – und verhindert, dass es zu einem Konflikt in deiner Ausbildung kommt.
Bei Kritik Ruhe bewahren
Kritik von Kolleg:innen erst einmal annehmen und sich nicht direkt verteidigen. Lieber in Ruhe über die einzelnen Punkte nachdenken. Vielleicht ist mir ja tatsächlich ein Fahler unterlaufen? Vielleicht lässt sich wirklich noch etwas verbessern oder effizienter gestalten? Auch auf unberechtigte Kritik zunächst zurückhaltend reagieren und ein sachliches Gespräch suchen. Dafür am besten die verschiedenen Argumente in Stichwörtern vorbereiten und sich über die eigenen Argumente im Klaren sein.
Souverän mit Fehlern umgehen
Fehler macht jeder mal vom Azubi bis zum Chef oder der Chefin, das ist völlig normal. Ist dir einer unterlaufen, kannst du erklären, wie es dazu kam. Versuche aber nicht, ihn zu rechtfertigen, kleinzureden oder gar auf andere zu schieben. Souveräner ist es, die Ursachen zu verstehen und was man in Zukunft besser machen kann. Kolleg:innen geben gerne Tipps zur Fehlervermeidung. Viele Menschen mögen es, wenn man sie um Rat fragt.
Persönliche Konflikte aktiv angehen – Fettnäpfchen vermeiden
Konflikte in der Ausbildung, etwa mit Kolleg:innen, können auch auf persönlicher Ebene entstehen. Wer sich zum Beispiel ausgegrenzt fühlt, weil die anderen ohne ihn zum Mittagessen gehen, sollte selbst aktiv werden und fragen, ob man mal mitkommen darf. Viele Abläufe unter Kolleg:innen sind bloße Gewohnheit und keine böse Absicht. Es ist daher hilfreich, sich von Anfang mit den Gewohnheiten und ungeschriebenen Regeln im Betrieb vertraut zu machen. Das können Fragen zum Dresscode, zur Pausengestaltung oder auch zum Gendern im Unternehmen sein. So vermeidet man Fettnäpfchen.
Konflikte in der Ausbildung: offene Gespräche suchen
Manche Konflikte mit Kolleg:innen werden nicht offen ausgetragen. Zum Beispiel ist es möglich, dass andere Auszubildende lästern. Wer so etwas mitbekommt, sollte diejenigen ruhig und bestimmt fragen, warum sie das tun. Das Gespräch sollte offen vor dem Rest des Teams stattfinden. In den meisten Fällen reicht das schon, um Konflikte zu entschärfen und die Atmosphäre wieder zu verbessern. Gleichzeitig ist es wichtig, sich selbst nicht an Lästereien oder dem Verbreiten von Gerüchten zu beteiligen. Das vergiftet das Betriebsklima und irgendwann kann man selbst das Mobbing-Opfer sein.
Humor zeigen
Humor und Lachen sind ungemein wichtige Fähigkeiten im Arbeitsleben. Ein witziger Spruch kann manchem Konflikt, manch angespannter Situation die Schärfe nehmen. Gemeint ist allerdings nicht, permanent Witze zu reißen oder sich gar über andere lustig zu machen, sondern Humor im positiven Sinne von Leichtigkeit und Witz – und auch mal eine Prise Selbstironie. Die kommt in der Regel gut an. Ein humorvoller Umgang miteinander verbessert das Betriebsklima nachhaltig.
Umgang mit Stress lernen
Keine Frage – eine Ausbildung ist immer auch mit Stress verbunden und der kann manchmal überhand nehmen. Bevor man unter einer großen Arbeitsbelastung, zu viel Verantwortung, Konflikten oder ungesunden Strukturen zusammenbricht, sollte man rechtzeitig den Umgang mit Stress lernen und zum Coach in eigener Sache werden. Dazu gehören zum Beispiel Kommunikation sowie Zeit- und Projektmanagement. Das hält auf Dauer gesund und zufrieden. Kleine Achtsamkeits- und Entspannungsübungen in akuten stressigen Momenten helfen runterzukommen.
„Nein“ sagen lernen
Manchmal bekommt man das Gefühl, mit immer mehr Aufgaben beladen zu werden, obwohl man die alten noch gar nicht erledigt hat. Dann fällt es schwer, neue Aufträge von den Kolleg:innen abzulehnen. Hier ist es wichtig zu lernen, wie man souverän Nein sagt: hinter seinen eigenen Aussagen und Argumenten stehen, sonst lassen diese sich nur schwer durchsetzen. Sicheres Auftreten – Blickkontakt halten und in der „Ich-Person“ reden. Verständnis für die Situation zeigen, etwa den großen Arbeitsaufwand der anderen, die neue Aufgabe dann aber trotzdem ablehnen. Standhaft bleiben, falls weiter Druck aufgebaut wird. Aber: Nur Nein sagen, wenn es wirklich nicht geht. Es sollte nicht zur Dauermethode werden, um sich Arbeit vom Hals zu halten.
Konflikte in der Ausbildung rund um Corona und Home-Office
Noch ist die Pandemie nicht vorbei und der nächste Winter kommt bestimmt. Zwangsläufig werden für Azubis wieder viele Fragen auftauchen: Muss ich ins Home Office? Darf ich bei Angst vor Ansteckung einfach zuhause bleiben? Darf ich in Kurzarbeit geschickt werden? Das birgt viel Konfliktstoff in Betrieben. Daher gilt: Möglichst umfassend informieren über Rechte, Pflichten und die Regeln im Betrieb im Umgang mit Corona.
Konflikte in der Ausbildung: erste Anlaufstellen
Nicht alle Konflikte in der Ausbildung lassen sich mit Humor aus der Welt schaffen. Falls sich Schwierigkeiten trotz klärender Gespräche nicht lösen lassen, sollte immer der Ausbilder oder die Ausbilderin die erste Anlaufstelle im Unternehmen sein. Größere Unternehmen haben außerdem oft sogenannte Ausbildungsbeauftragte. Die sind auf die Probleme von Azubis spezialisiert und vertraut im Umgang damit. Zudem ist auch die Chefin, der Chef immer eine wichtige Anlaufstelle. Vorgesetzte können zwischen Konfliktparteien vermitteln. Und bei Problemen mit dem Chef hilft in größeren Unternehmen der Betriebsrat weiter.
Externe Hilfe bei Konflikten in der Ausbildung
Ist es mal schwierig, ein Problem oder einen Konflikt betriebsintern zu lösen, können sich Azubis auch von außen Hilfe und Unterstützung holen. Online gibt es dafür zum Beispiel ein kostenloses Hilfsangebot namens „Dr. Azubi“ von der Jugendabteilung des Deutschen Gewerkschaftsbunds. Hier kann man anonym Fragen stellen und bekommt zeitnah Infos und Hilfestellung.
Alles klar? Gewappnet für Konflikte in der Ausbildung
Ratschläge zu Konfliktlösung zu geben ist immer einfacher, als sie dann umzusetzen. Deshalb: Bleib ruhig, sei selbstbewusst und steh für deine Sache ein. Wenn du immer höflich, freundlich, aber bestimmt bleibst, lassen sich die meisten Sachen aus der Welt schaffen. Viel Erfolg!