Die Mitarbeiter der AOK sind für euch da, wenn euer Bruder oder eure Schwester eine schwere Krankheit hat. Sie beantworten eure Fragen und organisieren Jugendfreizeiten. Wir haben mit Matthias Vogt von „Lichtblick“ gesprochen.
Matthias, ihr bietet regelmäßig Freizeiten an, zu denen ihr Kinder und Jugendliche einladet. Auf einen Teil fahren erkrankte Kinder mit, bei anderen nur die Geschwister. Warum brauchen die eine Auszeit?
Wenn der Bruder oder die Schwester sehr krank ist, kommt es zu Einschränkungen und Belastungen für die ganze Familie. Die Sorge um denjenigen, den sie sehr lieb haben, ist groß. Geschwisterkinder erleben, wie der gesamte Familienalltag durcheinander geworfen wird. Für Rituale ist plötzlich keine Zeit mehr, die Prioritäten verschieben sich. Vieles dreht sich nur noch um das erkrankte Kind. Geschwister haben in solch einer Situation nicht nur Angst, sie können sich hilflos fühlen oder eifersüchtig sein. Aber sie übernehmen auch Verantwortung und helfen, wo sie können. Da tut eine Auszeit gut.
Inwiefern können die Freizeiten eine Unterstützung sein?
Zunächst einmal sind sie natürlich eine Ablenkung. Die Teilnehmer haben Spaß und können für ein paar Tage vergessen, was bei ihnen zuhause los ist. Außerdem erleben sie, dass sie nicht alleine sind mit dieser Situation. Anderen geht es ähnlich. Sie können sich zwanglos austauschen und voneinander lernen.
Fährst du selbst mit?
Ja, das ist mir auch sehr wichtig. Auf den Freizeiten ergeben sich oft Gelegenheiten zu vertraulichen Gesprächen. Ich habe schon oft erlebt, dass zu den eigenartigsten Zeiten plötzlich jemand vor mir steht und reden möchte.
Und wenn im Alltag nicht alles gut läuft? Ist „Lichtblick“ dann ebenfalls da?
Natürlich. Wir erkundigen uns zum Beispiel, wie es in der Schule läuft. Gibt es Probleme? Erklärungsbedarf? Gegebenenfalls gehen Mitarbeiter mit in die Klasse, um Fragen zu beantworten.
Wenn der Bruder oder die Schwester eine chronische Krankheit wie Diabetes oder Asthma hat, ist das auch nicht immer leicht. Aber die Betreuungsangebote für Geschwister sind nicht so umfangreich. Was rätst du Jugendlichen, die in solch einer Situation Unterstützung brauchen?
Rede über das, was dich beschäftigt. Am besten suchst du dir dafür einen Paten. Das kann eine Tante sein, ein Sporttrainer oder gute Freunde der Eltern. Auf jeden Fall solltest du diese Person ganz gezielt ansprechen und fragen, ob du mit deinen Gedanken zu ihr kommen darfst. Es tut einfach gut, mit jemand Außenstehendem über die besondere Situation in der Familie sprechen zu können. Prinzipiell können diese Rolle natürlich auch Freunde übernehmen, aber mit einem Erwachsenen sind oft andere Gespräche möglich. Gegebenenfalls kann er dich im Austausch mit deinen Eltern unterstützen.
Dieser Pate kann kein Elternteil sein?
Das sind zwei unterschiedliche Dinge. Es ist ganz wichtig, dass die Jugendlichen mit ihren Eltern reden, ihnen sagen, wie sie sich fühlen. Die Eltern sind einerseits gedanklich stark mit dem erkrankten Kind beschäftigt, aber sie machen sich auch viele Gedanken um die Geschwister. Deswegen müssen sie erfahren, wie es dem Rest der Familie geht. Der oder die Patin übernimmt eine zusätzliche Funktion. In schweren Zeiten ist ein großes Netz an nahestehenden Menschen sehr hilfreich.
Kontakt zu „Lichtblick“:
Telefon: 0800 3737 374
Mail: lichtblick@rh.aok.de
Für 2023 und 2024 sind folgende Freizeiten geplant:
- NaturVertrauen: 09. – 14.10.2023
- WaldEntdecken: 02. – 06.04.2024
- MeeresRauschen: 30.07. – 08.08.2024
- NaturVertrauen: 14. – 18.10.2024