Jeder hat sich schon mal die Frage gestellt: Wurde ich gerade manipuliert? Und oft täuscht das Bauchgefühl nicht, selbst wenn man das Übel noch gar nicht richtig benennen kann. Lass dich nicht manipulieren! Lies dir lieber diese fünf häufig verwendeten Taktiken durch und lerne, wie du sie abwehrst.
Das Lawinenargument
Eine Lawine, das weißt du wahrscheinlich schon, ist eine Masse von Schnee oder Eis, die unkontrolliert von ihrem Ausgangspunkt bergabwärts rutscht und große, unvorhersehbare Schäden verursacht. Beim Lawinenargument steht genau das im Mittelpunkt: die nicht kontrollierbaren Auswirkungen, welche jedoch stetig zunehmen und vor allem nie gut enden. Diese Manipulationstechnik wird gerne angewendet, wenn ein Vorschlag abgewürgt werden soll. „Wir würden das ja gerne umsetzen. Doch dann wird es Kreise ziehen, Andere werden Forderungen stellen und zuletzt enden wir im Chaos. Besser ist es, die Idee direkt zu verwerfen.“ Was dabei nicht erwähnt wird: Die Folgen sind reine Spekulation. Niemand kann garantieren, dass die Lawine, in diesem Fall das Chaos, eintritt. Weiter gibt es zahlreiche andere vorstellbare Folgen, die durchaus positiv sein können. Lass die Lawine also nicht rollen, sondern benenne weitere mögliche Ausgänge. Gleichzeitig kannst du dir die Lawine deines Konkurrenten genauer ansehen: Ist die Kette der Auswirkungen wirklich logisch oder möglicherweise total überzogen? Rückfragen können entkräftend wirken, wenn du die schwächste Stelle findest.
Die Präzisionsfalle
In die Präzisionsfalle tritt man meist bei der Nutzung von Zahlen in Argumentationen. „Natürlich kannst du das machen. Doch dir ist hoffentlich klar, dass das nur in 1 % der Fälle gut geht“, drückt dein Manipulator aus. Oh, das macht Angst, oder? Eine Frage solltest du dir allerdings stellen (beziehungsweise ihm): Wie kommt er überhaupt auf diese Zahl? Oft kannst du mit der einfachen Rückfrage nach der Herkunft der Angaben die Aussage des Manipulators schwächen, weil er zugeben muss, sich auf „gefühlte Statistik“ statt auf wirklich zählbare Tatsachen berufen zu haben.
Der emotionale Appell
Emotionen begleiten uns durch das ganze Leben. Manche würden sagen: Sie sind unser Leben. Genau deswegen werden sie für Manipulationsversuche missbraucht. Ein emotionaler Appell hat das Ziel, den Manipulierten auf die Seite des des Gegenübers zu ziehen – meist noch, bevor die Intention überhaupt ausgedrückt wird. Der Manipulator versucht, eine Verbindung zu seinem Opfer herzustellen: „Wir stecken beide drin und können nur ausbrechen, wenn wir zusammenarbeiten – unter meinen Bedingungen“, so das Konstrukt der emotionalen Appelle. Ein Beispiel aus der Schule: „Wir alle hassen doch Frau Müller, unsere Bio-Lehrerin, ganz zu schweigen von ihrem miesen Unterricht“, sagt Martin, „also lasst uns alle schwänzen!“ – Marlin nutzt die Emotionen Hass und Wut für sich, um die anderen Schüler anzustacheln und sein Ziel umzusetzen: Alle sollen schwänzen, damit seine bereits geplante Abwesenheit im Unterricht nicht die Ausnahme ist. Neben dem Hass spielen aber zahlreiche weitere Emotionen in die Hand eines Manipulators: Angst, Liebe, Mitleid sind nur einige von ihnen.
Die Tabu-Falle
Die Tabu-Falle wird besonders gerne von Menschen gelegt, die in ihrer Autorität über deiner stehen. „Die Entscheidung steht. Jede Diskussion dazu wird ins Leere führen“, sagt Frau Müller und stellt damit ihren Hinterhalt: Der Versuch, über die Entscheidung zu reden, wird als sinnlos dargestellt. Doch ist das wirklich so? Nein, sofern die Argumente Hand und Fuß haben. Dennoch, wer die Autoritätsperson nach dieser Ansage herausfordert, erweckt den Eindruck von Respektlosigkeit. Du solltest also mit viel Feingefühl und rhetorischem Geschick vorgehen: „Ich kann ihre Entscheidung nachvollziehen und auch, dass aufgrund der Umstände keine weitere Diskussion angebracht ist. Doch ich glaube, dass wir möglicherweise einen Fehler bei der Analyse der bestehenden Umstände begangen haben. Darf ich Ihnen mitteilen, was ich damit meine?“ Mit dieser Strategie zollt man der Autoritätsperson Respekt durch vermeintliche Akzeptanz der Situation und die Frage, ob man dennoch sprechen darf. Zugleich weckt man Interesse: Der Manipulator fragt sich, was du meinst. Und er wäre schön blöd, sich deine Position gar nicht erst anzuhören. Denn – und das ist das Wichtige hier – du hast einen Grund für deinen Einwand: den vermeintlichen Fehler in der Analyse.
Die Schwarz-Weiß-Frage
Wusstest du, dass das menschliche Auge bis zu 20 Millionen Farben unterscheiden kann? Schwarz und Weiß sind zwei davon – ein winziger Teil der weiten Farbwelt. Und dennoch fallen wir oft auf diese Falle herein: die Schwarz-Weiß-Malerei. Doch was ist das eigentlich? Bestimmt kennst du diese Situation: Dein Gesprächspartner stellt dich vor die Wahl und übergibt dir die Entscheidung – Schwarz oder Weiß, A oder B.
Einfaches Beispiel: „Wo fahren wir heute hin? In die Skihalle oder ins Schwimmbad?“, fragt der Manipulator. Daraufhin fühlst du dich unter Entscheidungsdruck. Und unter diesem Druck vergisst du: Eigentlich habe ich zahlreiche andere Optionen. Wie wär’s mit Shopping, Eislaufen, Ausreiten oder einem entspannten Couch-Tag? Dir stehen alle Türen offen. Lass dich nicht unter Druck setzen.
Wurdest du schon mal – wie in unseren fünf Taktiken oder darüber hinaus – manipuliert? Erzähl uns davon auf Instagram oder schick uns eine Mail an info@vigozone.de.