Na, was nimmst du? Nahrungsgänzungsmittel sind aktuell wortwörtlich in aller Munde. Was die Produkte bringen und wie viel du wirklich brauchst an Supplements.
Proteinpulver für die Muskeln, Kalzium-Kapseln für die Knochen und Multivitamin-Tabletten fürs Immunsystem – ach, so ein bisschen Supplements hier und da sind doch gesund! Das denken zumindest viele. Schließlich werben Influencer ständig dafür und die Drogeriemärkte sind voll diesen Produkten. Ob wir Nahrungsergänzungsmittel wirklich brauchen, erfahrt ihr hier.
Was sind Nahrungsergänzungsmittel?
Nahrungsergänzungsmittel sind Lebensmittel. Sie dienen zur Ergänzung der normalen, gesunden Ernährung. Zu kaufen gibt es sie als Kapseln, Pastillen, Tabletten, Pillen, Pulver oder Flüssigampullen. Die Mittel können Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, Aminosäuren, Fettsäuren, Pflanzen oder Kräuterextrakte in konzentrierter Form enthalten. Nahrungsergänzungsmittel müssen als solche gekennzeichnet sein. Auch die empfohlene tägliche Verzehrmenge muss auf der Packung stehen, um eine Überdosierung zu vermeiden. Wichtig: Im Gegensatz zu Arzneimitteln dienen Nahrungsergänzungsmittel nämlich nicht der Heilung, Linderung oder Verhütung von Krankheiten oder krankhaften Beschwerden – sie dürfen so auch nicht beworben werden.
Oft ähneln Nahrungsergänzungsmittel in ihrer Aufmachung Medikamenten, sie dürfen aber keine arzneiliche Wirkung haben. Werbliche Aussagen zu den Produkten wie „Das Kalzium lindert meine PMS-Beschwerden“ sind verboten.
Wer prüft, ob die Nahrungsergänzungsmittel sicher sind?
Nahrungsergänzungsmittel gelten offiziell als Lebensmittel. Deshalb fallen sie unter die Regelungen des europäischen und deutschen Lebensmittelrechts. Die Hersteller sind für die Sicherheit ihrer Produkte verantwortlich. Sie achten auf die Einhaltung der rechtlichen Vorschriften und produzieren nach allgemein anerkannten Standards.
Das Präparat muss der Hersteller beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittel (BVL) registrieren. Das Amt leitet die Angaben dann an die Bundesländer weiter. Zuständig für die Überwachung auf dem Markt ist das jeweilige Gesundheitsamt. Es überprüft die Supplements aber nur lokal und stichprobenartig.
Muss ein gesunder Mensch seine Nahrung mit Nahrungsergänzungsmitteln aufpeppen?
Nein. Supplements sind für gesunde Personen, die sich ausgewogen und abwechslungsreich ernähren, überflüssig. Gene, Alter, Umwelt und Lebensstil geben vor, wie viele Nährstoffe jemand am Tag wirklich braucht. Das ist also sehr individuell – auch, wie viel ein Mensch aufnehmen und speichern kann. Prinzipiell nimmt sich der Körper aus der Nahrung das raus, was er braucht, und scheidet Überschüssiges aus.
Wenn du dich nur von Fast Food aka Chips & Coke ernähren würdest, kannst du die einseitige Kost auch nicht durch Präparate ausgleichen. Dein Körper braucht schließlich auch Ballaststoffe und Kohlenhydrate.
Tipp: Um die ganze Bandbreite an Nährstoffen zu bekommen, gibt es zwei simple Regeln. Ernähre dich saisonal und esse so ausgewogen wie möglich.
Nur in bestimmten Fällen ist eine Supplementierung sinnvoll. Vor und in der Schwangerschaft und beim Stillen sollten Frauen Folsäure und Jodid einnehmen. Veganer:innen sollten den Vitamin-B12-Spiegel im Blick behalten, und bei Bedarf ergänzen, weil sie den Bedarf ohne tierische Lebensmittel nicht decken können.
Einen erhöhten Bedarf an bestimmten Mikronährstoffen haben auch adipöse Menschen sowie Patienten mit chronischen Krankheiten (zum Beispiel Krebs).
Warum nehmen dann trotzdem so viele Nahrungsergänzungsmittel?
Laut einer aktuellen Umfrage nimmt ein Drittel der Deutschen mindestens einmal pro Woche Vitamine über Nahrungsergänzungsmittel zu sich. Wow! Warum ist das so?
Es kursiert das Gerücht, Obst und Gemüse enthielten heute weniger Nährstoffe als früher. Deshalb müsse man mit Nahrungsergänzungsmitteln gegensteuern. Das ist aber wissenschaftlich widerlegt worden.
Der Selbstoptimierungswahn spielt eine große Rolle. Ist die Ernährung zu einseitig, sollen die Abwehrkräfte aufgerüstet werden. Bin ich ständig müde wegen Schlafmangel, soll mich Vitamin C pushen. Hab ich wieder zu viel gecheatet, nehme ich mein Pulver, das die Fettverbrennung ankurbelt. Klingt super, ist aber leider wenig effektiv.
Na ja, und wenn’s alle vormachen im Netz, in der Werbung & Co., muss ja was dran sein. Und schaden kann’s nicht – denken zumindest viele.
Wie finde ich raus, ob ich Nahrungsergänzungsmittel wirklich brauche?
Der Arzt oder die Ärztin können anhand eines Blutbildes feststellen, ob dir was fehlt. Nimmst du Medikamente, kann er eventuell auftretende Neben- und Wechselwirkungen abschätzen. Die Wirkung von Arzneimitteln kann sogar durch manche pflanzlichen Inhaltsstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln verstärkt oder vermindert werden.
Worauf muss ich achten, wenn ich mich für ein Produkt entscheide?
Checkliste vor dem Kauf:
- Prüfe die Menge an Aktivstoffen und die Tagesdosierung (sie sollte nicht überschritten werden). Denn: Bei einem günstigen Supplement musst du oft mehr einnehmen, um dieselbe Wirkung zu erzielen. Ein teureres Produkt kann auf Dauer doch günstiger sein.
- Steht eine Lot- oder Chargennummer auf dem Etikett? Damit können Firmen ihr Produkt immer zurückverfolgen, falls in der Produktion was schiefgeht.
- Achte auf eventuell enthaltene Allergene.
- Kaufe nicht von Privatpersonen.
Im Internet solltest du von unrealistischen Erfolgsversprechen die Finger lassen. In Foren entpuppen sich „Erfahrungsberichte“ häufig als Werbung von Produktvertretern. Der Online-Shop sollte das D21 Internet-Gütesiegel haben. Bist du noch unsicher vor der Bestellung, kannst du einen Arzt/ Ärztin oder Apotheker:in um Rat fragen.
Kann man zu viel supplementieren?
Ja. Vitamin C zum Beispiel scheidet der Körper wieder aus, wenn er zu viel davon hat. Weniger harmlos ist es bei Magnesium. Bei Überdosierung kann es zu Magenbeschwerden oder Durchfällen kommen. Fettlösliche Vitamine wie Vitamin A oder Vitamin D kann der Körper speichern. Bei einer zu hohen Menge reichern sie sich im Körper an, was Beschwerden hervorrufen kann.
Wie sieht’s aus mit Proteinen? Sollten meine Mahlzeiten damit angereichert sein?
Nur, weil du regelmäßig Sport machst, ist eine Extra-Portion Eiweiß in Form von Shakes, Riegeln & Co. nicht nötig. Proteinreiche Lebensmittel liefern alle nötigen Aminosäuren. Welche Eiweißquellen super sind, und wie viel Protein wirklich gesund ist für uns, liest du hier.
Und nun?
Nahrungsergänzungsmittel sind nichts, was man verteufeln sollte. Gleichzeitig darf man es aber auch nicht übertreiben – check also erst einmal ab, ob du etwas brauchst, bevor du dir einen teuren Vitamin-Cocktail bestellst. Falls du noch Fragen hast, steht dir unser Team von Clarimedis gern zur Verfügung!