Vielleicht hast du es selbst schon häufiger erlebt, vielleicht kennst du es auch nur von TikTok: Beim Perfect Moment Syndrome machen dich die schönsten Momente des Lebens nicht glücklich, sondern tieftraurig und frustriert.
Das Abi ist geschafft, du hast einen Einser-Schnitt und trotzdem musst du völlig verzweifelt weinen? Du feierst eine Riesenparty zu deinem 18. Geburtstag, alle deine Freunde sind da, du bist perfekt gestylt – und trotzdem bist du todunglücklich? Dann kann es sein, dass du am Perfect Moment Syndrome leidest.
Dahinter steht ein extrem hoher Anspruch an dich selbst. Menschen, die nach Perfektionismus streben, haben das Gefühl, nie am Ziel anzukommen, obwohl sie bereits alles ihnen Mögliche gegeben haben. Sie haben oft detaillierte und gleichzeitig völlig unrealistische Vorstellungen, wie perfekte Momente sein müssen. Dass dabei auch andere Menschen, unkontrollierbare Zufälle, die Natur oder die eigene Psyche eine Rolle spielen, blenden sie aus. Wenn etwas „schiefgeht“ – und das wird es ganz sicher –, sind sie selbst es, die versagt haben. Das ist wie ein verinnerlichter Glaubenssatz.
Wenig Selbstwertgefühl kann eine Ursache sein
Perfekt ist also für sie nie perfekt genug. Manchmal sind die extremen Ansprüche eine Folge der Sozialisation, etwa wenn Eltern hohe Erwartungen auf ihre Kinder übertragen. Manchmal haben sie aber auch einen psychologischen Hintergrund wie ein geringes Selbstwertgefühl. Die scheinbar perfekte Social-Media-Welt und Influencer-Vorbilder verstärken den Druck. Die Jagd danach, den perfekten Moment in perfekter Inszenierung festzuhalten, hinterlässt eine innere Leere – weil das eigentlich Schöne daran gar nicht zu fühlen ist.
Wie kannst du das Perfect Moment Syndrome überwinden?
Die gute Nachricht ist: Du kannst aktiv an dir arbeiten und dir deinen Perfektionismus abtrainieren. Vielleicht helfen dir diese Tipps:
- Fokussiere dich auf die Handlung: Mach dir bewusst, dass es perfekte Momente nicht gibt. Viel wichtiger ist, den Weg dahin schon als Ziel zu sehen. Denk immer daran: Fehler, Zufälle und spontane Ereignisse gehören zum Leben dazu.
- Bleib realistisch: Vergiss das eine große Ziel und teile es lieber auf in kleine Zwischenziele. Sie sind einfacher zu erreichen und lassen dir Zeit, den Moment zu genießen. So hast du auch weniger selbstgemachten Stress.
- Quäle dich nicht selbst: Akzeptiere die Unvollkommenheit – alle Menschen sind unvollkommen. Auch du musst also nicht perfekt sein. Niemand erwartet es von dir, und du in Zukunft auch nicht mehr. Zelebriere lieber den Charme des Unperfekten und lerne, über dich zu lachen, dir selbst zu verzeihen und nachsichtig mit dir zu sein.
- Setz dir Fristen: Wenn du dein Ziel mit einer festen Timeline verknüpfst, überwindest du den Zwang, so lange weiterzumachen, bis vermeintlich alles perfekt ist. So lernst du, auch Halbperfektes zu akzeptieren.
- Mach dich größer: Arbeite an deinem Selbstvertrauen. Niemand wird dich ablehnen, weil du nicht perfekt bist. Im Gegenteil: Mit Unperfektheit sammelst du häufig viel mehr Sympathiepunkte bei deinen Mitmenschen.
- Hol dir Hilfe: Sprich mit deinen Freunden oder deinen Eltern über deine Gefühle und den Stress und den Druck, den du mit deinem Perfektionismus auf dich ausübst. Oder den gefühlt andere auf dich ausüben. Solltest du merken, dass du das Perfect Moment Syndrome allein nicht in den Griff bekommst und dich die Situation depressiv macht, suche dir unbedingt ärztlichen oder therapeutischen Rat.
Du wirst sehen: Das Gefühl, nicht immer perfekt sein zu müssen oder zu wollen, ist unheimlich erleichternd. Du wirst mit der Zeit immer spontaner und flexibler. So kannst du den Moment genießen und dich immer wieder an ihn erinnern.