Ob in der Schule, für den Führerschein oder bei einem neuen Job: Prüfungssituationen begegnen uns immer wieder im Leben. Die meisten Menschen betrifft das vor allem als Jugendliche und junge Erwachsene während der Ausbildung. Um diese Situationen zu meistern, ist eine gute Prüfungsvorbereitung entscheidend. Denn neben einem erfolgreichen Abschluss soll natürlich auch die Freizeit nicht zu kurz kommen.
Wichtig für die optimale Prüfungsvorbereitung sind eine angenehme Lernumgebung und ein gutes Zeitmanagement. Doch trotz guter Vorbereitung, kann die Prüfung aufgrund von Nervosität und Prüfungsangst zu einer echten Herausforderung werden. Der erfahrene Coach und Diplom-Psychologe Dr. Jürgen Theissing hat vigozone drei wichtige Fragen beantwortet, die euch helfen, eure Ziele in der Ausbildung umzusetzen.
Wie lege ich meine Prüfungsziele rechtzeitig fest?
Dr. Theissing: Der gesamte Lernstoff sollte zunächst in kleine Portionen eingeteilt werden mit ein bis zwei Wochen Spielraum bis zur Prüfung. Mit einem Lernstoff-Fahrplan auf Wochenbasis kann dann die konkrete Planung gemacht werden. Was lerne ich wann und wie lange werde ich voraussichtlich dafür benötigen? Für jeden Tag sollte dann immer am Abend vorher anhand eines Tagesplans festgelegt werden, was an dem Tag gelernt wird. Hierbei sollen natürlich auch andere Termine, Freizeit und Erholung mit eingeplant werden. Durch diese Pläne wird einerseits eine gute Lernstruktur geschaffen, man behält den Überblick und sieht den Lernfortschritt, was auch die eigene Lernmotivation fördert.
Welche Rolle spielt eine optimale Lernumgebung bei der Prüfungsvorbereitung?
Dr. Theissing: Die Lernumgebung ist sehr wichtig für eine effiziente Prüfungsvorbereitung. Es empfiehlt sich, vor dem Lernstart ungünstige Arbeitsbedingungen und potentielle Störfaktoren in seiner Lernumgebung aufzuspüren und diese so gut es geht, abzustellen oder zumindest zu reduzieren. Hierzu zählen sowohl der Schreibtisch – enthält er viele prüfungsirrelevante Dinge, ist er gut beleuchtet, groß genug, vollgemüllt? – als auch Störfaktoren wie z. B. Lärm, unangemeldete Besuche, Anrufe oder WhatsApp-Nachrichten. Aber auch die Wahl der Lernzeit spielt eine wichtige Rolle für die optimale Lernumgebung. So gibt es manche, die eher vormittags (Typ „Lerche“), andere eher abends (Typ „Eule“) effizient lernen.
Was mache ich, wenn ich vor Prüfungen immer total nervös bin?
Dr. Theissing: Eine gewisse Nervosität oder auch Lampenfieber vor einer Prüfung sind ganz normal. Problematisch wird es erst, wenn Nervosität und Angst im Verlauf der Prüfung nicht zurückgehen und die Leistung während der Prüfung hierunter leidet. In diesem Fall gibt es verschiedene hilfreiche Strategien, mit denen die Prüfungsangst verringert werden kann. Hierzu zählen zum einen Entspannungstechniken wie z. B. die Progressive Muskelrelaxation, die bei täglicher Anwendung in den Wochen vor der Prüfung das Anspannungsniveau im Vorfeld senkt.
Aber auch mentale Techniken, wie die Auseinandersetzung mit der Prüfung können hilfreich sein: Was will ich erreichen? Was kann mir schlimmstenfalls passieren? Mehr Sicherheit vor einer Prüfung kann auch durch die Aneignung von Strategien bei Blackout und Lücken erreicht werden, wie langsam durchatmen und eintrainierte Satzkonstruktionen und Fragen bei mündlichen Prüfungen verwenden, um wieder auf Kurs zu kommen. Beispiele hierfür sind: „Ich sehe hier drei zentrale Aspekte…“ oder „Ich verstehe die Frage nicht ganz, was meinen Sie mit…?“.