Hast du schon mal von Digital Detox beziehungsweise Medienfasten gehört? Dabei geht es darum, eine Zeit lang auf digitale Medien zu verzichten, um bewusster damit umgehen zu können. Das Smartphone steht dabei im Vordergrund, da es ständig verfügbar ist und die meisten Menschen nicht merken, wie häufig sie ihr Smartphone tatsächlich nutzen.
Die Schüler der Klasse 8 e des Bondenwald Gymnasiums in Hamburg haben Erfahrung mit dem Thema Medienfasten. Sie nehmen an der #Sendepause 2018/2019 teil und sind dabei ziemlich erfolgreich. Schon im Juni konnten sie sich die Tickets für die Teilnahme am #Sendepause-Event mit Felix Jaehn sichern. Damit ist der Wettbewerb für die Achtklässler allerdings noch nicht vorbei: Sie machen weiter und haben damit die Chance, doppelt zu gewinnen, denn die fünf besten Klassen der gesamten #Sendepause-Aktion können sich zusätzliche Geldgewinne von insgesamt 3.000 Euro für die Klassenkassen sichern. Vigozone hat die Klasse besucht und von Chanel, Halil, Artin und Angelina erfahren, wie es ihnen mit dem Verzicht auf ihr Smartphone ergeht.
Ihr kennt die #Sendepause-Aktion, weil ihr letztes Jahr schon mal mitgemacht habt. Wie habt ihr davon erfahren?
Chanel: Das war der Vorschlag von Herrn Jokmin.
Artin: Genau, er ist leitender Wettbewerbskoordinator an unserer Schule und unser Chemielehrer.
Warum macht ihr bei der #Sendepause mit? Was ist eure Motivation?
Halil: Vor allem das Konzert mit Felix Jaehn. Das ist natürlich eine sehr große Sache mit einem Welt-DJ und Musikproduzenten so etwas wie das #Sendepause-Event zu erleben.
Chanel, du hast euch im letzten Jahr und auch diesmal zur #Sendepause-Aktion angemeldet. War es schwierig, die anderen Klassenkameraden zu überzeugen?
Chanel: Erst haben alle in der Klasse gesagt, dass es total unwahrscheinlich ist, dass wir gewinnen und wollten nicht teilnehmen. Aber ich dachte, man kann es doch versuchen. Entweder man gewinnt oder man gewinnt halt nicht. Dann habe ich uns einfach angemeldet und habe den anderen gesagt, sie sollen das auch machen. Erst waren wir nur circa zehn, aber dann kamen noch andere dazu, als sie gemerkt haben, dass wir ziemlich gut sind. Einige haben auch bis zum Ende nicht mitgemacht, aber dieses Jahr schon, weil sie gesehen haben, dass es geklappt hat. Dieses Jahr sind die, die letztes Mal gar nicht mitmachen wollten, die Motiviertesten. Die wollten sich unbedingt anmelden. Das fand ich ganz witzig.
Angelina: Letztes Jahr waren auch viele zu jung, weil sie 2004 geboren sind. Deshalb konnten sie nicht mitmachen. Dieses Jahr macht, glaube ich, fast jeder mit.
Halil: Wir sind, glaube ich, 20 im Wettbewerb. Es hat sich aber jetzt gerade auch noch eine weitere Person angemeldet. Die meisten sind schon überzeugt.
Fällt es euch schwer, auf das Smartphone zu verzichten?
Artin: Am Anfang ja, aber nach einer Weile gewöhnt man sich dran.
Halil: Es ist ja nicht so, dass das Hady auf einmal ausgeschaltet ist, sondern wenn man es wirklich braucht, kann man es trotzdem benutzen. Die App zeichnet trotzdem noch auf, wie viel Zeit man damit nicht verbracht hat. Auch wenn das nur zehn Minuten sind, gibt es Punkte. Und natürlich ist man mehr als zehn Minuten nicht am Handy und deswegen macht man auch sehr schnell Punkte.
Habt ihr vorher schon mal versucht, auf das Smartphone zu verzichten?
Angelina: Ich habe nicht darauf geachtet. Mir ist dann erst aufgefallen, wie abhängig ich vom Smartphone bin. Deshalb finde ich es gut, dass es den Wettbewerb gibt und man auf das Smartphone verzichten muss, sonst würde ich das nie machen.
Würdet ihr anderen empfehlen, unabhängig von dem Wettbewerb mal ihr Smartphone zur Seite zu legen?
Angelina: Ja klar. Also ich glaube, jeder ist irgendwie abhängig von seinem Handy, also fast jeder. Es ist irgendwie nützlich, aber früher haben es die Leute auch ohne Handy geschafft. Durch das Handy macht man so viele andere Sachen nicht.
Was ist das, was du durch das Handy nicht machst?
Angelina: Mehr für Arbeiten lernen. Wenn ich sonst für Arbeiten lerne, denke ich, ich kann ja mal auf mein Handy gucken, wenn es piepst und dann bleibe ich doch eine ganze Stunde dran. Man schreibt auch bessere Arbeiten, wenn man mehr Zeit hat.
Würdet ihr das Smartphone manchmal gerne während der #Sendepause nutzen?
Chanel: Ich habe meistens mein Smartphone in der Hand und dann erinnere ich mich an die vigozone-App und damit ich es dann auch wirklich aus der Hand lege, mache ich es auf Stand-by und werfe es ganz weit in die Ecke, damit ich zu faul bin, überhaupt erst da hin zu laufen. Das ist so mein Trick.
Artin: Das ist ein Dilemma. Ich sitze zum Beispiel auf meinem Bett und habe mein Handy zwei Minuten in der Hand und dann merke ich: oh Mist, vigozone und Felix Jaehn. Dann packe ich es schnell weg.
Halil: Es ist nicht so, dass wir nur auf das Smartphone angewiesen sind, wir haben ja auch Hobbies, wie Sport und Musik, und für die Schule müssen wir auch öfters was machen.
Wie finden andere Freunde außerhalb eurer Klasse das, dass ihr auf das Smartphone verzichtet? Redet ihr mit denen darüber?
Halil: Andere Freunde haben mitbekommen, dass wir zum Felix Jaehn-Konzert gehen und haben dann natürlich gefragt, warum wir dahingehen. Und dann habe ich gesagt, wir haben das Handy nicht benutzt. Da wurden die echt ein bisschen blass. Die konnten das nicht realisieren, dass man sein Handy so lange weglegt, um dahin zu gehen. Ich glaube, manche Menschen würden das einfach nicht tun oder würden es vielleicht auch nicht schaffen. Ich denke, das hat unsere Klasse gut hinbekommen.
Artin: Als wir das letzte Mal gewonnen hatten, war ich beim Schülerrat. Herr Jokmin hat dann angesprochen, dass die Klasse 8e den #Sendepause-Wettbewerb gewonnen hat. Da entstand eine riesengroße Murmelphase und alle haben gefragt, wie wir das geschafft haben. Das war interessant. Viele Leute können sich das nicht vorstellen.
Fällt euch bei anderen auf, dass sie ihr Smartphone mehr benutzen als ihr?
Chanel: Ja, durchaus. Ich war letztes Jahr an meiner alten Schule in Niedersachsen und dachte, ich könnte die anderen besuchen und mit ihnen reden, weil man sich so lange nicht gesehen hat. Dann saßen wir bei McDonalds und alle zückten ihr Handy. Ich habe mich gewundert, aber habe nichts gesagt, ich wollte nicht unhöflich sein. Alle zücken ihr Handy, sind auf Instagram und reden über die Leute auf Instagram, aber nicht übereinander. Das war eigenartig.
Artin: So kenne ich das auch. Wenn man im Restaurant sitzt zum Beispiel mit Freunden, dann machen alle ihr Handy an. Ich mache das auch manchmal, das muss ich auch zugeben, aber es ist schon weniger geworden – durch diesen Wettbewerb.
Gibt es Situationen, in denen ihr einfach nicht auf das Smartphone verzichten könnt?
Halil: Es gibt ja nicht nur das Smartphone. Man kann ja WhatsApp, Instagram und so auch am Laptop haben, wenn man wirklich so verzweifelt ist. Aber ich glaube nicht, dass das so oft vorkommt. Mir fehlt das Smartphone gar nicht so sehr.
Chanel: Klar, man braucht es, man kann nicht komplett darauf verzichten. Wenn meine Mutter anruft, muss ich drangehen. Es gibt aber keine bestimmte Zeit, in der ich das Handy unbedingt brauche.
Artin: So die Standardsachen, für die man ein Handy braucht, für die man es auch vor 10 Jahren brauchte – Anrufe annehmen und tätigen oder E-Mails schreiben – klar, das muss man machen. Aber sowas wie Instagram oder Handyspiele kann man in der Zeit gut ausblenden.
Gibt es was anderes als das Smartphone, auf das ihr nicht verzichten könntet oder was euch viel schwerer fallen würde?
Halil: Bei mir wäre das die Musik. Ich mache in meiner Freizeit wirklich sehr viel Musik. Bei mir wären das also die Instrumente und das Mischpult.
Artin: Bei mir ist es die Playstation. 😉
Glaubt ihr, dass sich eure Smartphone-Nutzung langfristig ändert oder habt ihr vielleicht schon nach eurer ersten Teilnahme eine Veränderung gemerkt?
Halil: Ich glaube, das passiert unterbewusst. Erst ist das wegen des Wettbewerbs, aber dann merkt man auch danach, wenn man viel am Handy ist und es einfach mal weglegen kann. Ich glaube, da hat uns die App wirklich geholfen.
Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg bei der #Sendepause.