Bewegung ist wichtig für unsere Gesundheit. Sport als Ausgleich zum Alltag in der Schule oder auf der Arbeit hält uns nicht nur körperlich fit: Auch unser psychisches Wohlbefinden profitiert davon – denn Sport macht glücklich und baut Stress ab. Zu viel davon kann unter bestimmten Bedingungen jedoch auch krank machen und dem Körper langfristig schaden.
Macht Sport süchtig?
Ein krankhaftes Sportverhalten ist in der Regel dadurch zu erkennen, dass die Betroffenen ihren Bewegungsdrang nicht mehr kontrollieren können und ihr zwanghaftes Trainingsverhalten ihr ganzes Leben bestimmt: Der Wecker klingelt um vier Uhr, vor der Arbeit wird die erste Sporteinheit absolviert. In der Mittagspause folgt das nächste Workout, nach der Arbeit ein weiteres. Für soziale Kontakte – Familie, Freunde, Beziehungen – bleibt keine Zeit. Das Wichtigste ist, jeden Tag mehrere Sporteinheiten und stundenlanges Training zu absolvieren und zwar um jeden Preis. Denn Personen mit krankhaftem Sportverhalten trainieren regelmäßig auch über ihre Belastungs- und Schmerzgrenze hinaus. Sie laufen zum Beispiel auch mit aufgeplatzten Blasen, blutigen Füßen oder starken Schmerzen in den Gelenken noch weiter. Häufig nehmen sie Schmerzen tage-, wochen- oder sogar monatelang in Kauf, um ihr Sportpensum zu halten, auch wenn sie dafür beispielsweise auf Schmerzmittel zurückgreifen müssen.
Ein solches Verhalten wird häufig als Sportsucht bezeichnet. Wie viele Menschen sportsüchtig sind, weiß man nicht genau. Das liegt auch daran, dass es bisher keine einheitliche Diagnose gibt. Wissenschaftler gehen davon aus, dass etwa zwei bis vier Prozent der Hobby- und Leistungssportler von einem krankhaften Bewegungsdrang betroffen sein könnten.
Wie wird man sportsüchtig?
Als Risiko beziehungsweise Auslöser einer Sportsucht sind verschiedene Faktoren denkbar. Dazu gehört die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper. Die Betroffenen fühlen sich nicht schön genug und ihre Gedanken kreisen ständig um ihre Optik. Ein schlanker Körper und Disziplin beim Sport werden gesellschaftlich meist hoch anerkannt und bewundert. Menschen, die süchtig nach Sport sind, bekommen daher zunächst häufig Lob für ihr vieles Training und werden in ihrem Verhalten bestärkt.
Doch nicht nur die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper, sondern auch belastende Lebensereignisse wie Stress, Beziehungsprobleme und Verluste können die Sportsucht begünstigen. Der übermäßige Sport dient dann meist dazu, sich nicht mit Problemen beziehungsweise belastenden Situationen auseinandersetzen zu müssen, sondern so viel Zeit mit dem Sport zu verbringen, dass alles andere in den Hintergrund gerät.
Sportsucht: Merkmale und Folgen
Personen, die als sportsüchtig gelten, bewegen sich nicht, weil es ihnen guttut oder Spaß macht, sondern aus einem Zwang heraus. Die extrem hohe Intensität des Trainings kann zu dauerhaften Schäden an Knochen und Gelenken sowie Bändern und Sehnen führen und belastet das Immunsystem.
Ein typisches Anzeichen für eine Sportsucht ist, regelmäßig über die Schmerzgrenze hinaus zu trainieren. Die Betroffenen haben keine Kontrolle über ihr Trainingsverhalten und schaffen es in der Regel nicht, den Sport zu reduzieren, auch wenn sie erkennen, dass es zu viel wird. Zudem vernachlässigen sie meist andere Lebensbereiche wie Job, Freizeit und soziale Kontakte, um genug Zeit für den Sport zu haben. Sportsucht äußert sich auch in Anzeichen, die ebenfalls bei anderen Suchtarten zu beobachten sind. Dazu zählen Entzugserscheinungen wie Reizbarkeit, Aggressivität, Schlafstörungen, Depressionen, Ängstlichkeit.
Wann ist man sportsüchtig?
Es gibt Leistungs- und auch Hobby-Sportler, die sehr intensiv trainieren, bis an ihre Schmerzgrenze und auch mal darüber hinaus gehen und trotzdem die Kontrolle über ihre sportlichen Aktivitäten haben beziehungsweise Warnzeichen der dauerhaften Überlastung erkennen. Die Grenze zwischen Sportsucht und intensivem Training ist daher nicht immer eindeutig zu bestimmen.
Wer bei sich selbst ein zwanghaftes Trainingsverhalten feststellt oder körperliche Anzeichen wie Schmerzen oder nicht mehr abheilende Wunden durch den Sport feststellt, sollte sich Rat bei einem Arzt suchen. Die Betroffenen schaffen es oft nicht, von der Sucht alleine loszukommen, sondern lernen in einer Therapie damit umzugehen. Sport wird dabei nicht dauerhaft verboten. Vielmehr geht es um die Regeneration des überbeanspruchten Körpers, um die Kontrolle über das eigene Verhalten zurückzubekommen.