Sind die Warnungen vor Cannabis nur Panikmache? Der Hamburger Jugendpsychiater Dr. Thomas Krömer beantwortet für vigozone die wichtigsten Fragen.
Wie gefährlich ist Cannabis wirklich?
Immer wieder höre ich das Gerücht, Cannabis sei harmlos, könne nicht süchtig machen und sei deswegen keine gefährliche Droge. Das ist leider nicht richtig. In unserer jugendpsychiatrischen Praxis steigt die Zahl der Patienten, die wir wegen Suchtproblemen behandeln müssen, immer weiter an. Und das ist nicht nur bei uns so. Cannabiskonsum ist inzwischen zum Hauptgrund geworden, weswegen sich junge Menschen (unter 25) in Suchtambulanzen melden oder sogar in die Klinik müssen.
Ist es wirklich so schlimm, einmal zu kiffen?
Nein, das ist es tatsächlich nicht. Aber wer kann garantieren, dass es bei dem einen Mal bleibt, wenn es gefällt? Wie verhält man sich, wenn Freunde einen Joint rumreichen? Einmal „ja“ sagen und ein anderes Mal „nein“? Wenn jemand mit dem Alltag unzufrieden ist, vielleicht Probleme in der Schule oder mit seinen Eltern hat, ist die Wahrscheinlichkeit, dass er regelmäßig zum Joint greift, leider umso größer. Das Kiffen gibt einem das Gefühl, der Realität entfliehen zu können. Sobald der Kopf wieder klar ist, sind allerdings auch die Probleme wieder da. Daraus entsteht leicht ein Teufelskreis der Sucht. Die meisten werden dadurch auch schlechter in der Schule. Sie machen dementsprechend einen schlechteren Abschluss, bekommen einen schlechteren Job – und der Wunsch, all das auszublenden, wird noch größer … Besser ist es also, gar nicht erst mit dem Kiffen anzufangen.
Was passiert, wenn man Cannabis regelmäßig nutzt?
Das Gehirn könnte sich falsch entwickeln. Eventuell treten zum Beispiel Schwierigkeiten mit dem Gedächtnis auf, die ein Leben lang bestehen bleiben. Studien zeigen, dass sich Cannabis sogar auf die Intelligenz auswirkt: Kiffen macht tatsächlich dumm. Mit psychotischen Störungen wie Wahnvorstellungen und Halluzinationen muss man ebenfalls rechnen. Auch die Persönlichkeit verändert sich.
Wie kommt man vom Kiffen wieder los?
Süchtige können leider nicht einfach wieder aufhören. Sie bekommen dann Entzugssymptome, haben zum Beispiel Angst, sind depressiv oder unruhig. Schlimmer ist aber das starke Verlangen nach der Droge, das sich kaum unterdrücken lässt. Wer den Eindruck hat, dass er auf Cannabis nicht mehr verzichten kann, sollte sich daher unbedingt Hilfe holen und zum Beispiel zu einer Suchtberatung gehen. Dort arbeiten Experten, die gerne und anonym helfen. Eine weitere Möglichkeit ist ein Jugendpsychiater. Er kann Betroffenen unter anderem Tipps geben, wie sie ohne Drogen zufriedener werden. Je länger man wartet, desto größer können die Folgen sein.