Viele Mädchen und junge Frauen wünschen sich eine natürliche Verhütungsmethode. Unter Hashtags wie #pille und #pilleabsetzen äußern etliche ihren Frust über Nebenwirkungen von hormonellen Verhütungsmitteln. Verhütungs-Apps erscheinen als attraktive Alternative. Doch wie sicher sind die digitalen Helfer?
Was sind Verhütungs-Apps?
In den gängigen App-Stores gibt es inzwischen eine ganze Menge der Programme fürs Smartphone oder Tablet zur Auswahl. Sie berechnen die fruchtbare Phase und den Eisprung. Euch wird angezeigt, wann die nächste Periode beginnt und an welchen Tagen ihr keinen ungeschützten Sex haben solltet. Dazu werden verschiedene Methoden und Algorithmen genutzt. Einige Hersteller behaupten, ihre App wäre so sicher wie die Pille. Klingt super? Besser, ihr betrachtet solche Versprechungen mit Vorsicht.
Wie funktionieren die Apps?
Die meisten Apps nutzen die Temperaturmethode. Dazu muss jeden Morgen direkt nach dem Aufwachen die Körpertemperatur gemessen werden. Diese sogenannte Basaltemperatur verändert sich im Laufe des Zyklus’: Um den Eisprung steigt sie um 0,4 bis 0,6 Grad an. Auf Basis der Temperaturwerte, die in die App eingetragen werden, wird eine Prognose errechnet.
Andere Apps ergänzen zu dieser Methode Angaben über die Konsistenz des Zervixschleims. Denn der verändert sich im Laufe des Zyklus‘: Das Scheidensekret wird vor dem Eisprung flüssiger und durchsichtiger, davor ist er milchig und cremig. Manche Apps erfassen auch weitere Symptome, wie Bauchkrämpfe oder Stimmungsknicks.
Außerdem gibt es Wearables: Die Armbänder verfügen über eine Sensortechnologie und übermitteln Hauttemperatur, Puls sowie Herz- und Atemfrequenz aufs Handy. Die passende App analysiert die Daten und erstellt Empfehlungen: fruchtbar oder nicht fruchtbar? Die Kosten für so etwas starten ab ca. 200 Euro.
Als praktische Tools ersetzen Verhütungs-Apps das Eintragen von Werten in einen analogen Kalender. In der Regel sorgt eine Erinnerungsfunktion dafür, dass ihr eure Daten regelmäßig und aktuell einpflegt.
Wie sicher ist eine Verhütungs-App?
In Punkto Sicherheit hat die Sache leider ihren Haken: Für alle, die einfach wissen möchten, wann die nächste Monatsblutung startet, sind die Anwendungen absolut ausreichend. Für eine verlässliche Verhütung taugen die Programme aber leider nicht wirklich. Die Stiftung Warentest hat 2020 etliche Apps unter die Lupe genommen – nur zwei erhielten die Note „gut“. Der häufigste Schwachpunkt: Die Werte werden rein mathematisch berechnet. Doch die individuelle Lebenssituation kann den Zyklus stark beeinflussen. Daher solltet ihr den Angaben eines Periodentrackers nicht allein vertrauen.
Welche Risiken gibt es?
Die größte Gefahr seid ihr selbst! Rund um die brenzlige Phase gilt Disziplin. Das bedeutet nicht, dass ihr auf Sex verzichten müsst. Jedoch solltet ihr dann mechanische Verhütungsmittel benutzen. In der Regel greifen die meisten zu Kondomen, darüber hinaus könnt ihr euch von eurer Gynäkologin/eurem Gynäkologen über weitere Möglichkeiten beraten lassen, etwa Diaphragma, chemische Verhütungsmittel oder eine Kombination von beidem. Den Weg in die Frauenarztpraxis sollte keine scheuen: Regelmäßige Untersuchungen sind wichtig, um mögliche Gesundheitsrisiken rechtzeitig zu erkennen.
Welche Zyklus-App ist gut?
Bevor ihr euch für einen Download entscheidet, achtet auf folgende Aspekte, die eine Verhütungs-App neben dem einfachen Monitoring eures Monatszyklus’ bieten sollte:
- Erfassung von Körpersignalen und Störfaktoren
- Tutorials und Gesundheitsinfos
- Pillenerinnerung, falls ihr euch doch für eine hormonelle Verhütung entscheidest
- Chat-Funktion zum Austausch von Erfahrungen
- Option, Daten mit Partner per App zu teilen
In Europa müssen Verhütungsmittel als Medizinprodukte zertifiziert sein. Prüft daher, ob die App vom TÜV oder einer anderen Prüfstelle zur Verhütung zugelassen wurde. Die Zertifizierung sagt jedoch nichts über die Sicherheit aus.
Fazit: Kann man Apps zur Verhütung empfehlen?
Wenn ihr auf Nummer Sicher gehen wollt, ist Verhütung per App nicht zu empfehlen. Jedoch bieten die Anwendungen die Chance, euren Körper besser kennenzulernen. Das hilft, zu einem guten Körperbewusstsein zu finden – und später auf Themen wie Kinderwunsch vorbereitet zu sein.
Wie ist das bei euch – würdet ihr so einer Verhütung per App vertrauen? Sagt uns eure Meinung unter unserem aktuellen Post bei Instagram.