Erst nur ein Joint auf einer Party, später regelmäßiges Kiffen auf dem Schulhof. Was ihr tun könnt, wenn ihr das Gefühl habt, euer Freund oder Freundin kifft zu viel.
Alkohol, Zigaretten oder Cannabis – was wer wann konsumiert, ist erst einmal jedermanns eigenes Bier. Manchmal wird es aber zu viel oder auffällig. So, dass man sich Sorgen um seine Freunde macht. Vielleicht werden die Noten schlechter? Oder die Person verändert sich sogar. Der Suchtberater und Sozialpädagoge Felix Strobach von der Jugendsuchtberatungsstelle „ansprechbar“ der Drogenhilfe Köln weiß, wie man mit solchen Situationen umgehen muss. Er beantwortet die wichtigsten Fragen im Interview und betont dabei immer wieder – auch ihr müsst euch in der Situation wohlfühlen!
Wann sollte ich aufmerksam werden, wenn ich bemerke, dass meine Freunde oder Freundinnen öfter kiffen? Wann muss ich mir Sorgen machen?
So etwas lässt sich nur sehr individuell beantworten. Manche sind zum Beispiel viel entspannter, was das Thema angeht; andere wiederum haben schon einmal schlechte Erfahrungen gemacht und werden schneller hellhörig.
Grundsätzlich sollte man sich immer auf das eigene Bauchgefühl verlassen: Wenn du das Gefühl hast, „da stimmt was nicht“, ist es erstmal wichtig und richtig, darauf zu hören und zu reagieren.
Auf welche Dinge kann ich dann besonders achten?
Du solltest überlegen, was du über den Menschen weißt, der gerade konsumiert (und das gilt für jede Droge): Wie alt ist er? In welcher Lebenssituation befindet er oder sie sich? Wie geht es der Person gesundheitlich und psychisch? Gibt es Probleme mit den Eltern oder der Schule – also Belastungen, die mit dem Konsum zusammenhängen könnten? Ganz wichtig ist nämlich die Motivation: Wird gekifft, weil es „Spaß macht“ oder um Probleme zu vergessen? Und natürlich auch, wie oft konsumiert wird – einmal in großer Runde auf einer Party oder jeden Abend allein zuhause?
Ok, nun habe ich genauer über die Situation meines Freundes nachgedacht. Ich bin weiter beunruhigt. Wie gehe ich dann vor?
Ganz klar: drüber sprechen! Dafür muss ein gewisses Vertrauensverhältnis zwischen euch herrschen. Sprich ganz klar an, dass dein Bauchgefühl komisch ist und du nicht ganz einordnen kannst, was gerade passiert. Vielleicht verändert sich das Bauchgefühl dann im Gespräch, weil dein Freund oder deine Freundin die ganze Sache entspannter betrachtet. Oder doch nicht so häufig konsumiert, wie du gedacht hast. Es kann natürlich aber auch sein, dass deine Bedenken bleiben.
Was ist, wenn das komische Gefühl nach einem Gespräch bleibt?
Am besten wäre es, weiter in Kontakt zu bleiben. Du kannst versuchen, das Vertrauen zwischen euch zu stärken und immer wieder Gespräche anbieten. Es kann passieren, dass das zu Streit führt: Wenn die andere Person nicht drüber sprechen will, ist sie vielleicht genervt und zieht sich zurück. In einer gesunden Freundschaft kann man normalerweise aber auch mal kritische Sachen ansprechen. Du solltest sie nicht drängen, sondern klar machen, dass du es nur gut meinst.
Ganz wichtig dabei ist aber auch: Verliere dich selbst nicht aus dem Blick. Wenn man eine enge Beziehung zu Menschen mit einem problematischen Drogenkonsum hat, kann sich das auch schnell auf einen selbst auswirken. Man sieht oder tut vielleicht Sachen, die man nicht will. Da muss man echt auf sich selbst achten und gucken: Wo werden meine Grenzen überschritten?
Sollte ich jemandem Bescheid sagen, vielleicht den Eltern oder meiner Lehrerin?
Kommt immer drauf an. Wenn man mitkriegt, jemand in der Klasse verkauft Drogen und dadurch könnten manche neugierig und in den Drogenkonsum reingezogen werden, kann man sich schon mal den Lehrkräften oder Vertrauenslehrerinnen anvertrauen.
Wenn es sich aber um deinen Freund oder deine Freundin handelt, können so Aktionen schnell euer Vertrauen zerstören. Überlege dir: Was ist gut für sie, für euch beide? Bevor du zu Lehrern oder Eltern gehst, sprecht miteinander: Betone, wie wichtig dir eure Freundschaft ist und dass du dir Sorgen machst. Es muss klar sein, dass du ihm oder ihr nicht schaden willst, aber dass du das nicht weiter mit ansehen oder verheimlichen kannst. Das kann auch nach hinten losgehen, aber besser du sprichst es an als es weiter in dich reinzufressen oder ohne Vorwarnung zu verpetzen.
Zwang von außen ist übrigens meistens nicht hilfreich – dann gehen nur die Rollläden runter und man erreicht die Person gar nicht mehr.
Und was, wenn alles nix nützt und meine Freundin trotzdem weitermacht?
Irgendwann ist eine Grenze erreicht und dann muss man auch loslassen. Das kann sich manchmal positiv auswirken – wenn die Person merkt, „oh, ich verliere einen wichtigen Menschen“. Vielleicht ein Anreiz, was zu ändern.
Wo kann ich mir noch Hilfe holen und was wäre ein guter Zeitpunkt dafür?
Man kann sich zu jedem Zeitpunkt Hilfe holen, auch wenn das Problem noch nicht so groß erscheint. Wichtig ist erst einmal sich zu informieren. Das geht zum Beispiel bei uns in der Jugendsuchtberatung „Ansprechbar“ der Drogenhilfe Köln. Wir haben Infos zu Drogenproblemen im Allgemeinen und auch zu den rechtlichen Hintergründen. Weil viele Drogen ja illegal sind. Wir beraten euch individuell, wie man mit bestimmten Situationen umgehen kann.
Eine gute Informationsquelle ist auch die Website Drugcom von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Da gibt es viele Infos zu den unterschiedlichen Substanzen und Beratung per Mail und Chat.
Wenn ihr persönliche Ansprechpartner habt, zum Beispiel Drogenbeauftragte an der Schule, könnt ihr euch dort immer vor Ort Hilfe holen.